Ein Leitfaden für sparsamere Rechenzentren

Nach einer Studie des Borderstep-Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat sich der Energiebedarf von Rechenzentren in Deutschland zwischen 2000 und 2006 auf rund 8,7 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr verdoppelt. Diese Energiemenge erzeugen jährlich drei mittelgroße Kohlekraftwerke. Im selben Zeitraum haben sich die Stromkosten mehr als verdreifacht. Das Borderstep-Institut rechnet bei gleichbleibender Entwicklung mit einem einen Anstieg des Stromverbrauchs von Rechenzentren auf 12,88 Milliarden Kilowatt im Jahr 2010.

Der Bitkom prognostiziert daher, dass für viele Rechenzentren der Energieverbrauch in den kommenden fünf Jahren zu einem der größten Kostenfaktoren für Rechenzentrumsbetreiber wird – sowohl durch höheren Energiebedarf für die eingesetzte IT und deren Kühlung als auch durch weiter steigende Strompreise.

„Für Betreiber und Hersteller ist Energiemanagement in Rechenzentren heute ökonomische, technische und ökologische Pflicht“, sagt daher Martin Jetter, Präsidiumsmitglied des Bitkom. Mit einem kostenlos zum Download angebotenen Leitfaden will der Verband Unternehmen die Eckpunkte deutlich machen, die es dabei zu beachten gilt.

Wenig überraschend werden zunächst einmal Konsolidierung und Virtualisierung empfohlen, denn Abwärme, die gar nicht erst erzeugt wird, muss auch nicht gekühlt werden. Es finden sich aber auch Anstöße, über die tatsächlichen Anforderungen nachzudenken, beispielsweise bei Festplatten: Denn schneller bedeutet auch mehr Stromverbrauch – wobei aber viele Anwendungen durchaus mit geringeren Geschwindigkeiten auskommen.

Vergleichbares gilt bei der Datenspeicherung: Nicht benötigte Daten sollten gelöscht werden. Eventuell werden dadurch sogar Geräte frei, oder die Neuanschaffung kann hinausgeschoben werden.

Der größte Teil des Leitfadens beschäftigt sich jedoch mit der Kühlung und der Stromversorgung von Rechenzentren. Denn, so der Bitkom, dieser Teil sei etwa für die Hälfte des Energieverbrauchs verantwortlich. Außerdem wird wohl vermutet, dass hier das größte Optimierungspotenzial vorhanden ist, das sich zudem noch ohne möglicherweise riskante Eingriffe in die Serverlandschaft erschließen lässt.

Besonders ausführlich befasst sich der Leitfaden mit unterbrechungsfreien Stromversorgungen (USV). Vielleicht auch deshalb, weil auf den ersten Blick der Unterschied von Wirkungsgraden von 89 oder 95 Prozent gering erscheint. An anschaulichen Beispielen zeigt die Broschüre aber auf, welche Effekte dieser Unterschied auf lange Sicht hat – was sowohl Energiebedarf als auch Energiekosten anbelangt.

Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis aus dem Papier – da schadet es auch nichts, dass alle wichtigen USV-Anbieter daran mitgearbeitet haben und der Schwerpunkt daher nicht zufällig entstanden sein wird. Darüber nachzudenken und den Fall für die eigene Situation nachzurechnen, lohnt sich allemal.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

CopyRhadamantys greift weltweit Unternehmen an

Ausgeklügelte Phishing-Kampagne verwendet eine weiterentwickelte Version der Rhadamanthys-Stealer-Malware.

2 Tagen ago

Facebook Marketplace: EU verhängt Geldbuße von fast 800 Millionen Euro gegen Meta

Die EU-Kommission kritisiert die Verknüpfung von Facebook und dem hauseigenen Online-Kleinanzeigendienst. Sie sieht darin einen…

3 Tagen ago

Umfrage: Angestellte in Deutschland unterschätzen NIS-2-Richtlinie

Fast zwei Drittel halten jedoch eine Umsetzung aller Vorgaben von NIS 2 bis Jahresende für…

3 Tagen ago

Kostenloser Dekryptor für ShrinkLocker

Mit dem Dekryptor von Bitdefender können Opfer von Attacken mit der Shrinklocker-Ransomware Dateien wiederherstellen.

4 Tagen ago

Malwarebytes warnt vor Betrugsmaschen beim Weihnachtseinkauf

In der Vorweihnachtszeit ist vor allem Malvertising auf dem Vormarsch. Cyberkriminelle locken Nutzer über schädliche…

4 Tagen ago

Bedrohungsindex: Deutliche Zunahme von Infostealern im Oktober

Dazu trägt unter der Infostealer Lumma-Stealer bei. Hierzulande dominiert der Infostealer Formbook die Malware-Landschaft.

4 Tagen ago