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IBM kritisiert Standardisierungsgremien

IBM denkt offenbar darüber nach, die Zusammenarbeit mit den Standardisierungsorganisationen wie der ISO aufzukündigen. Der Hersteller erklärte, eine weitere Teilnahme an diesen Gruppierungen zukünftig von der Qualität und Offenheit ihrer Prozesse und Regeln abhängig zu machen. Ab sofort gälten neue Unternehmensrichtlinien für die Schaffung offener Technologiestandards.

IBM betont, es wolle sich weiterhin für die Entwicklung und Adaption offener Standards in der IT stark machen. Auch eine Zusammenarbeit mit Open-Source-Communitys wird zum Grundsatz erklärt, während einige Formulierungen speziell die weitere Zusammenarbeit mit der ISO in Frage stellen. Nach Ansicht von IBM müssen die Regeln von Standardisierungsgremien sicherstellen, dass „Technologie-Entscheidungen, Abstimmungen und Schlichtungen fair von unabhängigen Teilnehmern durchgeführt werden, geschützt vor ungebührender Einflussnahme.“

Eine ungebührende Einflussnahme auf nationale Gremien hatten OOXML-Gegner Ende März Microsoft vorgeworfen, nachdem die Abstimmung über eine ISO-Standardisierung zugunsten des Dokumentenformats ausgefallen war. Dass IBM die Teilnahme an Gremien von der Qualität ihrer Verfahren abhängig machen möchte, erinnert wiederum an die im August abgewiesenen Einsprüche von vier Nationen gegen die ISO-Standardisierung. Die Länder hatten insbesondere eine unzureichende Behandlung technischer Einwände kritisiert.

IBM plant nun, entsprechend seiner Grundsätze „die Mitgliedschaft in Standardisierungsorganisationen zu prüfen und diesbezüglich nötige Schritte zu ergreifen“. Ein wichtiger Faktor dabei werde die Qualität und Offenheit der Prozesse, die Regeln für Mitglieder sowie die Richtlinien im Bezug auf geistiges Eigentum sein, die eine Organisation biete.

Obwohl dies angesichts des OOXML-Streits nach einer indirekten Drohung mit einem ISO-Ausstieg wirkt, besteht offenbar noch Hoffnung auf eine Einigung. Denn IBM stellt auch „Arbeit zur Prozessreformierung in Standardisierungsorganisationen“ in Aussicht. Erklärtes Ziel dabei sei, ein Durchsetzen von Standards mithilfe von Stellvertretern zu verhindern.

Inspiriert wurden die IBM-Richtlinien dem Unternehmen zufolge durch die Ergebnisse einer weltweiten Online-Diskussion von 70 Experten, die im Sommer dieses Jahres stattgefunden hat. Details dazu wurden unter www.research.ibm.com//files/standards_wikis.shtml veröffentlicht.

ZDNet.de Redaktion

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