Karl Liebstückel, Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG), hat in seiner Eröffnungsansprache auf dem Jahreskongress der Interessensgruppe in Leipzig deren Standpunkt noch einmal deutlich gemacht: „Die DSAG sieht die Anhebung der Wartungsgebühren von derzeit 17 auf 22 Prozent nach wie vor mit Skepsis. Inhaltlich findet das neue Service- und Supportmodell Stand heute beim DSAG-Vorstand und bei vielen Mitgliedern wenig Zuspruch. Aus ihrer Sicht ist das neue Modell nicht auf die Bedürfnisse eines Großteils der SAP-Kunden zugeschnitten.“
Zudem fehle immer noch ein erkennbarer, unmittelbarer Mehrwert, der die Höhe der Wartungskosten rechtfertige. Deshalb setzten sich die DSAG und mittlerweile auch weitere internationale SAP-Anwenderverbände im Rahmen des SAP Executive Usergroup Networks (SUGEN) intensiv dafür ein, „dass SAP-Kunden ein bedarfsgerechtes Support-Modell zur Verfügung gestellt wird.“
Seiner Ansicht nach könnte SAP Kunden beispielsweise eine Wahlmöglichkeit zwischen dem heutigen Standard Support und dem Enterprise Support einräumen. Außerdem sieht Liebstückel Nachbesserungsbedarf beim Leistungsumfang des Enterprise-Support: Er sollte seiner Meinung nach erweitert werden „um Funktionen, die von Kunden benötigt werden und einen echten Mehrwert liefern.“
Bislang hat sich der Walldorfer Softwarekonzern aber noch nicht bewegt. Ob er es überhaupt tun wird, ist fraglich. Das sehen wohl auch viele Kunden so, denn sie fangen an, sich zu fragen, wie sie die Kosten für SAP-Support und Lizenzen ihrerseits senken können. Ralph Treitz, Geschäftsführer des Heidelberger Unternehmens VMS, beschäftigt sich intensiv mit der Optimierung von SAP-Landschaften. Er setzt dabei auf den Vergleich mit der Situation in anderen Unternehmen – ein Verfahren, dass VMS als DNA-Level-Benchmarking bezeichnet. Aus dem Vergleich lassen sich dann Optimierungsvorschläge ableiten – auch in Bezug auf die Lizenzstruktur.
Und das sei bitter nötig, meint Treitz: „Das SAP-Vetriebsmodell sieht den einmaligen Lizenzverkauf und die anschließende Wartung vor. Die Beschaffung läuft in der Regel über die Einkaufsabteilung, der aber – im Gegensatz etwa zum Einkauf von Microsoft-Lizenzen – bei SAP bisher meist nicht wirklich bewusst ist, dass eine Optimierung möglich ist.“
Mit seinen jüngsten Preiserhöhungen hat SAP jedoch in ein Wespennest gestochen: Die bisher weitgehend unreflektierten Einkaufsgewohnheiten werden auf den Prüfstand gestellt, Anwendervereinigungen wehren sich. Fairerweise muss gesagt werden, dass die Walldorfer nicht einfach die Preise für ihre Dienstleistungen erhöht haben, sondern auch mehr Leistung bieten. Tenor des Protestes daher: Warum sollte das Unternehmen für etwas bezahlen, das es überhaupt nicht in Anspruch nehmen will?
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