Der Gründer der Free Software Foundation (FSF) und des GNU-Projekts Richard Stallman warnt in einem Interview mit dem Guardian vor Cloud-Computing. Anwendungen wie Google Mail seien schlimmer als Dummheit. Mittelfristig führe Cloud-Computing immer mehr Anwender an proprietäre Systeme heran. Technologische Weiterentwicklungen würden behindert. Die kommerzielle Cloud-Computing-Falle schnappe zu.
Ebenso warnt Stallman davor, dass durch Cloud-Computing-Lösungen vertrauliche Daten an Dritte gelangen. Diese dürfe man keinem Dienstleister anvertrauen, sondern sie sollten auf eigenen Computern bleiben. Privatpersonen rät er, in Web-2.0-Diensten keine persönlichen Daten zu nennen. Man habe keine Kontrolle, was Unternehmen wie Google damit anstellten.
Stallman hatte vor über 25 Jahren die FSF mit dem Ziel gegründet, freie Software zu schaffen, die nicht unter der Kontrolle kommerzieller Firmen steht. Mit dem GNU-Projekt verfolgte er vor dem Hintergrund des beginnenden UNIX-Streites zwischen der Berkeley-Universität und AT&T das Ziel, einen kostenlosen Unix-Clone zu schaffen. Dies gelang ihm – mit Ausnahme des Kernels. Mit seinem Hauptwerk dem GNU-C-Compiler (gcc), heute GNU-Compiler-Collection, programmierte Linus Torvalds schließlich den Linux-Kernel, der zusammen mit den GNU-Programmen ein vollständiges Betriebssystem ergab.
Die Entwicklungen der FSF und des GNU-Projektes führten dazu, dass Technologien, die zuvor nur kostenpflichtig zu lizenzieren waren, jedermann zur Verfügung standen. Die Open-Source-Verpflichtung der GPL erlaubte eine Weiterentwicklung auch für kommerzielle Zwecke. Technologien wie das World Wide Web und Produkte wie die Fritzbox sind Ergebnisse von Stallmans langjährigem Engagement.
Cloud-Computing hingegen sieht Stallman als eine Black Box. Es werde zwar ein gut funktionierender Dienst angeboten, um dessen Technik sich der Anwender nicht kümmern müsse. Jedoch sei nicht offengelegt, wie dieser Dienst funktioniert. So wird laut Stallman der technische Fortschritt verhindert.
Nicht in einen Topf geworfen werden will Stallman mit Oracle-Chef Larry Ellison, der letzte Woche Cloud-Computing als totalen Quatsch bezeichnet hatte. Dessen Sorge dürfte eher dem geringeren Bedarf an Oracle-Lizenzen gelten, wenn sich mehrere Firmen einen gehosteten Computer teilen, als dem Verbleib von technologischem Wissen in der Open-Source-Community.
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