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Premiere trennt sich von Karteileichen

Premiere hat am Donnerstag seine Abonnentenzahlen drastisch nach unten korrigiert. Statt bisher 3,3 Millionen weist der Münchener Bezahlfernsehsender nur noch 2,4 Millionen Abonnenten aus.

Der erst am 10. September vom neuen Großaktionär News Corporation eingesetzte CEO Mark Williams ließ sich die internen Abonnentenzahlen genauer aufschlüsseln und entdeckte dabei fast eine Million „Karteileichen“. 606.000 „Abonnenten“ hatten über Premiere-Händler subventionierte Digitalreceiver gekauft, aber niemals ihr Abonnement aktiviert, was zu einem negativen Umsatz pro Kunde (ARPU) in dieser Gruppe führte.

Bei weiteren 334.000 Abonnenten handelte es sich um gekündigte Abonnements. Den Abonnenten wurde nach ihrer Kündigung großzügig der kostenlose Empfang des Tele-Shopping-Senders 1-2-3.tv angeboten. Dieser Sender sendet jedoch auch unverschlüsselt über Astra und grundverschlüsselt in den Kabelnetzen, so dass für den Empfang keine Premiere-Smartcard notwendig ist.

Auch die verbleibenden 2,4 Millionen Abonnenten sollte man mit Vorsicht genießen. 118.000 Abonnenten haben kein reguläres Programmpaket und rufen nur einzelne Filme im Pay-per-View-Verfahren für drei Euro pro Film ab. Ferner berichtet das Nachrichtenmagazin Focus aus einem internen Premiere-Vertriebsbericht, dass Hotelzimmerabonnements nur 20 Cent Umsatz pro Monat bringen.

Ebenso seien etwa 15.000 Abonnements für 1,33 Euro pro Monat an Mitarbeiter der Hypovereinsbank gegangen, offenbar aus Dankbarkeit für den erfolgreichen Börsengang. Ähnliche „Deals“ seien mit Neckermann und und mit Musikpaketen für die Sportsbars gelaufen. Außerdem habe Premiere kostenlose Zweitkarten fürs Kinderzimmer an Abonnenten verschickt und als vollwertige Abonnements verbucht, um die Zahlen künstlich nach oben zu treiben.

Die Premiere-Aktie stürzte nach Bekanntgabe der tatsächlichen Abonnentenzahlen ab. Sie fiel von 9,25 Euro auf 4,60 Euro. Am heutigen Montag sank der Kurs weiter auf etwa 3,80 Euro. Damit verlor Premiere seit Donnerstag insgesamt 58 Prozent seines Börsenwertes.

Großaktionär News Corporation ist dies möglicherweise recht, denn gut informierten Kreisen zufolge strebt das von Medienmogul Rupert Murdoch geführte Unternehmen die völlige Kontrolle von Premiere an. Über ein Delisting der Premiere-Aktie wird bereits spekuliert.

ZDNet.de Redaktion

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