Es ist nicht mehr zu übersehen, dass die von den USA ausgehende weltweite Finanzkrise auch die IT-Branche erreicht hat. Davon ist, wie jüngste Meldungen zeigen, auch Europas größter Softwarehersteller SAP betroffen. „Leider konnten wir uns den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise, wie sie seit der zweiten Septemberhälfte die Märkte erfasst, nicht entziehen“, sagte SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann am 5. Oktober im Rahmen einer Telefonkonferenz. „Wir müssen daher Zahlen vorlegen, die unter unseren Erwartungen liegen.“
„In den letzten beiden Wochen im September haben wir eine schlagartige Verschlechterung des Marktes erlebt.“ Als Grund nannte Kagermann Finanzierungsschwierigkeiten, die durch die Kreditklemme entstanden seien. Kunden, die sich überlegt hätten, bei SAP zu bestellen, seien abgesprungen. Besonders im Mittelstand sei die negative Entwicklung stark zu spüren gewesen, war von Co-Chef Léo Apotheker zu hören.
Kagermann will dieser Entwicklung nun mit einer Kostenkur begegnen. So sollen etwa einige freiwerdende Stellen nicht neu besetzt werden. Außerdem gilt ab sofort ein Einstellungsstopp. Das klingt wie der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Was es bringt, wird die für den 28. Oktober geplante Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Quartal einschließlich einer aktualisierten Prognose für das Gesamtjahr 2008 zeigen.
Ein kurzer analytischer Blick zurück: Als Folge der Krise am Immobilien- und Kreditmarkt in den USA sahen sich Bankgiganten wie Lehman Brothers und oder Merrill Lynch gezwungen, Insolvenz anzumelden beziehungsweise ihre Selbstständigkeit aufzugeben. Weitere Institute und Versicherungen retteten sich in die Arme der Konkurrenz. Dadurch sind der IT-Industrie in den vergangenen Wochen wichtige Kunden abhanden gekommen. Nach Berechnungen der IDC-Tochter Financial Insights werden die IT-Budgets in den USA alleine durch den Wegfall der Kunden Lehman Brothers und Merrill Lynch um sechs Prozent fallen, berichtete etwa das Handelsblatt.
Damit wird deutlich, dass die IT-Industrie von der Finanzkrise unmittelbar betroffen ist, zählt doch die Finanzbranche zu den wichtigsten Abnehmern von Hardware, Software und Dienstleistungen. Nach Berechnungen des Marktforschers Forrester Research stammen sogar 18 Prozent der IT-Ausgaben von US-Unternehmen aus diesem Sektor. Das sind stolze 126 Milliarden Dollar.
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