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Balda: Großaktionär warnt vor Pleite und droht mit Klage

Dem Handyzulieferer Balda droht eine Schadenersatzklage von bis zu 40 Millionen Euro durch den Großaktionär Audley Capital. Auslöser des Streits sind die bereits Ende September dieses Jahres angekündigten Pläne Baldas, den Anteil am Touchscreen-Produzenten TPK von 50 auf 38 Prozent zu verringern.

Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, fühlt sich der Hedge Fonds von der Konzernführung betrogen und kündigt an, sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat zu verklagen, falls Balda wegen der Reduzierung „schwerwiegender Vermögensschaden zugefügt“ werden sollte und der Konzern infolgedessen Insolvenz anmelden müsste. Zuvor hatte Balda bekannt gegeben, es werde Liquidität generieren, indem es die Anteile an ein Unternehmen von Mitgesellschafter Michael Chiang für 1,7 Millionen Euro verkaufe.

„Wir sprechen mit unseren Großaktionären direkt und nicht über die Medien. Das weitere Vorgehen wird nun intern geprüft“, sagte Balda-Sprecher Clas Röhl. An der TPK-Reduzierung wolle der Konzern aber festhalten. „Obwohl das Segment Touchscreens eine dynamische Wachstumsentwicklung aufweist, war es auf der Ertragsseite nicht so rentabel, wie wir es uns erhofft hatten.“

Das Vorgehen Baldas, seinen Anteil in einem boomenden Bereich zu verschlanken, stößt bei den Aktionären nur auf wenig Gegenliebe. In einem offenen Brief spricht Audley-Capital-Chef Michael Treichl, der mit zehn Prozent an Balda beteiligt ist, aus, was gegenwärtig offenbar viele Balda-Aktionäre denken. Kurz nach der Ankündigung der TPK-Pläne stürzte der Balda-Kurs um 47 Prozent ab. Gegen Mittag kletterte das Papier jedoch wieder mit einem Plus von 7,47 Prozent auf 0,59 Euro.

TPK ist eine der letzten verbliebenen Hoffnungen für die Aktionäre, künftig rentabler zu werden. Die Unternehmenstochter hatte nach eigenen Angaben bis vor kurzem einen 18-monatigen Entwicklungsvorsprung in einer Zukunftstechnologie: Die Taiwaner stellen unter anderem berührungsempfindliche Touchscreens her, die auf mehrere Fingerbewegungen gleichzeitig reagieren (Multitouch) und beispielsweise in Mobiltelefonen wie Apples iPhone zum Einsatz kommen. Weitere Anwendungsbereiche für Computermonitore, Fernseher und andere Bildschirmprodukte stehen derzeit noch offen. Laut Röhl hat eine aktuell schwierige Finanzierungssituation zu der Entscheidung bezüglich TPK beigetragen.

Obwohl Balda trotz der TPK-Reduzierung nach eigenen Aussagen „weiterhin am stark wachsenden Touchscreen-Markt teilnimmt“, bleiben Zweifel an der Konzernstrategie. Balda erzielte im Zuge der iPhone-Euphorie im Sommer vergangenen Jahres einen Kursanstieg auf 11,50 Euro. Da die angekündigten Ergebnissprünge jedoch ausblieben, musste der Vorstand Ende 2007 eine Kapitalerhöhung durchführen. Obwohl sich mehrere Aktionäre hintergangen fühlten, darunter auch der renommierte US-Investor Guy Wyser-Pratte, zeichneten sie die Kapitalerhöhung im Alleingang für zehn Euro je Anteilsschein. Balda erhielt hierdurch rund 70 Millionen Euro frisches Kapital.

Der Konzern muss sich aber auch die Kritik am missratenen Verkauf des europäischen Handyschalengeschäfts gefallen lassen. Der Kursabsturz führte unter anderem dazu, dass Wyser-Pratte bei einem Kurs von 3 Euro ausstieg.

ZDNet.de Redaktion

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