Schwarzseher ade: Premiere läuft nur noch mit Abonnement

Heute hat der Pay-TV-Anbieter Premiere eine erhebliche Anzahl an Zuschauern verloren. Die genauen Zahlen sind nicht bekannt, Schätzungen bewegen sich von wenigen hunderttausend bis hin zu einigen Millionen. Trauern wird Premiere um diese Zuschauer nicht, denn es handelt sich um Schwarzseher, die Premiere durch die Abschaltung des alten Verschlüsselungssystem Nagravision Aladin loswurde.

Bereits seit 20. Oktober werden die Programme des von Premiere Star nur noch im neuen Verschlüsselungssystem ausgestrahlt. Seit heute gegen 9:30 h gilt das auch für die Erotik-Programme. Alle weiteren Programme sollen in den nächsten Stunden und Tagen folgen.

Die Smartcards für Aladin enthalten Bugs, die es Hackern ermöglichten, die geheimen Schlüssel und Tabellen auszulesen und so das Programm ohne Abonnement zu empfangen. Ab sofort kommen nur noch NDS Videoguard und eine verbesserte Version von Nagravision zum Einsatz. Beide Systeme sind bisher nicht geknackt. Bisherige Schwarzseher müssen sich ein Abonnement kaufen, wenn sie das Programm von Premiere weiterhin empfangen möchten.

Der illegale Empfang von Premiere hat eine lange „Tradition“ und geht bis in die Zeit zurück, als Premiere noch analog sendete. Das damalige Verschlüsselungssystem Nagravision/Syster brachte einfach die Zeilen des Fernsehbilds durcheinander. Der Premiere-Decoder kannte den Algorithmus und ordnete die Zeilen – so entstand wieder das ursprüngliche Fernsehbild.

Als PCs immer leistungsfähiger und analoge TV-Karten erschwinglich wurden, konnte das System schnell geknackt werden. Raffiniert ausgetüftelte Software setzte die vertauschten Zeilen in Echtzeit wieder zusammen, indem sie Zeilen so anordnete, dass zwischen zwei untereinander liegenden Zeilen möglichst wenig Differenzen auftraten. Das entspricht dem Prinzip eines Puzzles.

Parallel zum analogen Premiere startete Leo Kirch das digitale DF1, das mit Betacrypt verschlüsselt wurde. Erst einige Jahre später fusionierte DF1 mit seinem Konkurrent Premiere und nannte das neue digitale Programm „Premiere World“. Daneben lief das analoge Premiere weiter.

Das illegale Entschlüsseln des analogen Programms entwickelte sich zum Volkssport. Das digitale Programm blieb zunächst sicher. Bei der digitalen Verschlüsselung des TV-Programms werden die Elementarströme wie Video und Audio eines Programms mit dem sogenannten Common-Scrambling-Algorithmus (CSA) verschlüsselt.

Wenn ein Programmanbieter von sich sagt, er verschlüssele mit mehreren Systemen, etwa Videoguard und Nagravision, dann ist das nicht ganz richtig. Das Programm wird immer mit dem CSA verschlüsselt. Um das Programm zu entschlüsseln, benötigt man als Schlüssel das acht Byte lange Control Word. Die unterschiedlichen Verschlüsselungssysteme stellen immer nur einen Mechanismus bereit, um mit der Smartcard aus verschlüsselten Daten, die über Satellit ausgestrahlt werden, das entschlüsselte Control Word zu berechnen.

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ZDNet.de Redaktion

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