Open Source: krisenfeste Serverlösungen für Firmen

Was tun, wenn man sich die Supportverträge für Red Hat Enterprise Linux (RHEL) nicht leisten kann, aber trotzdem nicht auf die Annehmlichkeiten einer auf dem Branchenstandard Red Hat basierenden Umgebung verzichten möchte? Man könnte sich an Fedora halten, die Linux-Entwicklerplattform von Red Hat. Aber die halbjährlichen Veröffentlichungen neuer Versionen und die nur einjährige Lebensdauer jeder Version lassen es für unternehmenskritische Linux-Systeme in Firmen ungeeignet erscheinen. Denn die müssen durchgehend stabil laufen und sollten vorhersagbare Wartungszyklen haben.

Stattdessen könnte man CentOS oder Scientific Linux in Betracht ziehen. Beide sind fast identische Klone von RHEL und basieren auf dem öffentlich verfügbaren RHEL-Quellcode. Unter beiden laufen genau dieselben für RHEL zertifizierten Applikationen und dieselben zum Einsatz in RHEL-Umgebungen vorgesehenen Pakete mit Drittanbieter-Programmen. Während ihnen derselbe regressionsgetestete RHEL-Kernel zugrundeliegt, fallen keine Kosten für den Support an.

Anders als RHEL, bei dem eine Zugangsberechtigung zum Red Hat Network erforderlich ist, sind Patches und Updates für CentOS und Scientific Linux völlig kostenlos zu haben. Allerdings erscheinen sie mit einer Verzögerung gegenüber den Patches von Red Hat. Je nach Bedeutung des behobenen Fehlers oder der Sicherheitslücke beträgt diese meist unter einer Woche.

Worin unterscheiden sich CentOS und Scientific Linux? CentOS wird von einer kleinen Gruppe unabhängiger Entwickler assembliert, übersetzt und durch individuelle Spenden unterstützt. Scientific Linux ist dagegen ein offiziell gefördertes Projekt von Fermilab und CERN – den beiden großen akademischen Institutionen, die hinter Forschungsprojekten in der Hochenergiephysik wie dem Large Hadron Collider (LHC) stehen.

Anders als CentOS enthält Scientific Linux zudem Pakete, die nicht zur einfachen RHEL-Distribution gehören. Sie ermöglichen Funktionen wie Clustering und die Nutzung als Workstation für Grafik und Visualisierung (die Software kommt etwa zum Einsatz, um Experimente am LHC zu überwachen. Darüber hinaus wurden Verbesserungen an einigen Basispaketen vorgenommen.

Da Red Hat aller Wahrscheinlichkeit nach auch in absehbarer Zukunft Quellcode veröffentlicht, dürften diese Distributionen beide recht rezessionsbeständig sein, wobei die Unterstützung durch eine große Forschungseinrichtung das Gleichgewicht zugunsten von Scientific Linux verschiebt.

Fakten zum Support

Bei CentOS zielt man darauf ab, das Betriebssystem genau parallel zu den Patch- und Support-Zyklen von RHEL zu unterstützen. Das bedeutet vier Jahre für die erste Phase des Support-Zeitraums von RHEL und die Unterstützung neuer Gerätetreiber, Beseitigung von Sicherheitsschwachstellen, funktionalen Verbesserungen und Bugfixes. Scientific Linux bietet einen ähnlichen Support-Zyklus in den ersten drei Jahren nach Erscheinen einer Version.

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ZDNet.de Redaktion

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