Blu-ray steht nach dem Sieg über HD-DVD selbst vor dem Aus

Eine größere Auswahl günstiger Blu-ray-Player ist zwar ein guter Anfang auf dem Weg zu mehr Marktanteilen, dieser Schritt allein wird dem Standard aber letztendlich nicht zum endgültigen Durchbruch verhelfen. Denn die Blu-ray Disc Association (BDA) ist mit einer fünf Jahre alten Vermarktungsstrategie in der Vergangenheit verhaftet geblieben – und das rächt sich jetzt.

Diese Strategie ist aus zwei Gründen obsolet: Erstens lähmte der Kampf zwischen HD-DVD und Blu-ray zwei Jahre lang den Markt, und das anfängliche Interesse der Verbraucher an hochauflösenden Videoinhalten wurde dadurch vergeudet. Zweitens verringerte in der Zwischenzeit der Markteintritt von günstigen DVD-Playern mit Up-Sampling-Fähigkeiten den ursprünglichen Qualitätsvorsprung von Blu-ray-DVDs. Verbraucher können mittlerweile Videos zwar nicht in bester, aber in guter Qualität von Standard-DVDs auf ihre HD-TV-Geräte bringen. Als Blu-ray anfing, hätte davon niemand auch nur zu träumen gewagt.

Die Blu-ray Disc Association erhoffte sich dagegen so etwas wie einen Goldrausch, wenn Millionen von Verbrauchern plötzlich feststellen, dass DVDs auf HD-TV-Geräten furchtbare Bilder liefern. Also wurden Blu-ray-Lizenzen nur für viel Geld abgegeben. Vielen Firmen wurde die Blu-ray-Produktion dadurch zu teuer, wie das Branchenportal Digital Content Producer bereits im Sommer klagte. Es führte auch sechs ganz konkrete Gründe an:

  • Bespielbare Discs lassen sich nicht zuverlässig auf einer breiten Palette von Blu-ray-Playern abspielen – dadurch sind qualitativ hochwertige, aber kleine Auflagen so gut wie ausgeschlossen.

  • Dienstleister, die Blu-ray-Discs pressen, verlangen für kleine Auflagen in den USA bis zu 20 Dollar pro Disc.

  • Im großen Stil von Hollywood gepresste oder vervielfältigte Blu-ray-Discs sind erheblich günstiger. Wenn die Auflage 1000 Stück überschreitet, kosten sie lediglich rund 3,50 Dollar pro Disc.

  • Hochwertige Editierprogramme wie Sony Blu-print oder Sonic Solutions Scenarist kosten etwa 40.000 Dollar.

  • Das „Advanced Access Content System“ – das bereits gehackte DRM – bringt für Inhaltsanbieter einmalige Lizenzkosten von 3000 und wiederkehrende Kosten von 1600 Dollar mit sich – plus 0,04 Dollar Lizenzgebühr pro Disc. Die Definition, was ein „Projekt“ ist, sei dabei völlig unklar, kritisiert Digital Content Producer.

  • Nicht zuletzt werden jährlich 3000 Dollar fällig, die die Blu-ray Disc Association dafür verlangt, dass ihr Logo genutzt werden darf.

Das Ende vom Lied: Kleinere Produzenten können sich Blu-ray einfach nicht leisten. Doch die BDA weicht keinen Fingerbreit zurück. Denn der Verband ist, genau wie die großen Hollywood-Studios, der Vergangenheit verhaftet.

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ZDNet.de Redaktion

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