Blu-ray steht nach dem Sieg über HD-DVD selbst vor dem Aus

Blu-ray ist in eine Todesspirale geraten. In zwölf Monaten wird es statt einem Massenprodukt nur noch ein Nischenprodukt für Videophile sein. Bei derzeit lediglich vier Prozent Anteil am US-Markt für Film-DVDs und HD-Downloads werden auch günstigere Blu-ray-Player den Standard nicht mehr retten. Vor sechzehn Monaten schien es bereits so, als ob Blu-ray im Wettstreit gegen HD DVD den Sieg davongetragen habe. Wer hätte damals gedacht, dass am Ende beide Standards verlieren könnten?

Es ist jetzt höchste Zeit, dass Sony seine blaue Brille absetzt und die Realität anerkennt – so wie das der britische Samsung-Manager Andy Griffiths kürzlich gegenüber der Presse tat. Er schätzte, dass das Format in höchstens fünf Jahren bedeutungslos und in höchstens zehn vom Markt verschwunden ist. Das sind deutliche Worte, besonders wenn man bedenkt, dass Samsung nach Sony bisher am meisten Blu-ray-Player verkaufen konnte.

Was mag Griffiths zu diesen drastischen Aussagen getrieben haben? Wahrscheinlich die Einsicht, dass die Privatkunden mit ihrer Kaufentscheidung den Markt bestimmen und dass sie sich um die theoretischen Vorteile von Blu-ray wenig Gedanken machen – schon gar nicht während einer weltweiten Wirtschaftskrise. Vielleicht erinnert sich Griffiths aber auch einfach an das Schicksal von Betamax, SACD, Minidisk, Laserdisc und DVD-Audio. Alle hatten technisch gesehen Vorteile, fielen aber beim Publikum durch.

Denn die Entscheidung für oder gegen eine Technologie fällt im Endverbrauchersegment letztendlich nicht aufgrund technischer Überlegenheit oder zusätzlicher Features, sie wird alleine durch das verkaufte Volumen herbeigeführt.

Acht Monate, nachdem mit Toshiba der letzte und vehementeste HD-Vertreter widerstrebend das Handtuch geworfen hat, konnte Blu-ray aber genau bei diesem entscheidenden Faktor immer noch nicht punkten. Beispielsweise wurden im ersten Halbjahr 2008 in Deutschland rund 43,8 Millionen DVDs abgesetzt, lediglich 800.000 waren nach Angaben des Bundesverbands für audiovisuelle Medien BVV hochauflösende Filme – also noch nicht einmal zwei Prozent.

Page: 1 2 3

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Microsoft nennt weitere Details zu kostenpflichtigen Patches für Windows 10

Erstmals liegen Preise für Verbraucher vor. Sie zahlen weniger als Geschäftskunden. Dafür beschränkt Microsoft den…

6 Stunden ago

Microsoft verschiebt erneut Copilot Recall

Die Entwickler arbeiten noch an weiteren „Verfeinerungen“. Windows Insider erhalten nun wohl eine erste Vorschau…

1 Tag ago

GenKI im Job: Mitarbeitende schaffen Tatsachen

Laut Bitkom-Umfrage werden in jedem dritten Unternehmen in Deutschland private KI-Zugänge genutzt. Tendenz steigend.

1 Tag ago

97 Prozent der Großunternehmen melden Cyber-Vorfälle

2023 erlitten neun von zehn Unternehmen in der DACH-Region Umsatzverluste und Kurseinbrüche in Folge von…

1 Tag ago

„Pacific Rim“-Report: riesiges, gegnerisches Angriffs-Ökosystem

Der Report „Pacific Rim“ von Sophos beschreibt Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit staatlich unterstützten…

1 Tag ago

DeepL setzt erstmals auf NVIDIA DGX SuperPOD mit DGX GB200-Systemen

NVIDIA DGX SuperPOD soll voraussichtlich Mitte 2025 in Betrieb genommen und für Forschungsberechnungen genutzt werden.

1 Tag ago