Das Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme (Fokus) hat erstmals die Infrastruktur des digitalen Fernsehens DVB-T zur Übertragung von Internet-Daten genutzt. Damit können Internet-Dienste auch in Gebieten zugänglich gemacht werden, in denen breitbandige DSL-Anschlüsse nicht verfügbar sind. In Deutschland sind davon rund drei Millionen Haushalte betroffen.
Das Fokus verfügt am Standort Sankt Augustin bei Bonn über einen eigenen DVB-T-Sender, der dazu genutzt wurde, um Wohnungen in den umliegenden ländlichen Gebieten an das Internet anzuschließen. Während die Deutsche Telekom in diesen Gebieten DSL-Datenraten von maximal 384 KBit/s anbietet, verfügen die Bewohner jetzt über einen 18-MBit/s-Anschluss über DVB-T. Der Rückkanal, über den normalerweise nur wenige Daten übertragen werden, kann laut Fokus über jede verfügbare Technologie wie DSL, ISDN oder Analogleitung realisiert werden.
„Mit DVB-T steht uns in Deutschland ein nahezu flächendeckendes Netz zur Verfügung. Weil DVB-T eine wesentlich niedrigere Frequenz nutzt als beispielsweise UMTS, werden nur wenige, bereits vorhandene Sender zur Abdeckung der Gebiete benötigt“, erklärt Karl Jonas, Leiter der Fokus-Abteilung Network Research am Standort Sankt Augustin. Vor einer flächendeckenden Nutzung seien aber noch Fragen der Sicherheit, der Skalierbarkeit und der Verwaltung einer Vielzahl von Diensten zu klären.
Die Lösung entstand nach Angaben des Fokus im Rahmen des EU-Projekts Daidalos (Designing Advances Network Interfaces for the Delivery and Administration of Location independent, Optimised personal Services). Der Prototyp wurde den Forschern zufolge auf Basis des Internet-Protokolls Version 6 (IPv6) entwickelt und für die aktuelle Anwendung auf IPv4 angepasst. Die zu übertragenden Daten werden zunächst in IP-Pakete eingebettet und anschließend zwischen DVB-T-Sender und Settop-Box in DVB-T-Pakete verpackt. Die Verteilung in den Wohnräumen erfolgt über WLAN.
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