Verzockt sich Sun beim Open-Source-Geschäft?

Jonathan Schwartz, CEO von Sun Microsystems, lässt nicht nach, die Bedeutung von Open Source für die Zukunft seines Unternehmens zu betonen. Zugegeben: Sun ist nach dem Kauf von MySQL neben Red Hat inzwischen wahrscheinlich der wichtigste Open-Source-Anbieter, bei IBM und HP kann man schwer einschätzen, welcher Teil ihres Geschäfts wirklich von Open Source abhängt. Und im Gegensatz zu Red Hat, das von Anfang an dabei war, ist Sun erst spät so richtig auf den Open-Source-Zug aufgesprungen.

Suns Strategie ist kühn und krempelt die Art und Weise um, wie sich Geschäfte machen lassen – aber es ist nicht sicher, ob sie richtig ist. Und es bleibt fraglich, ob Sun als Unternehmen so aufgestellt ist, dass es diese dramatische Wende mitmachen kann – oder ob es daran zerbricht. Die verheerenden Quartalszahlen nähren diesbezüglich erste Zweifel.

Die jüngsten Massenentlassungen dagegen haben wenig oder gar nichts mit der Hinwendung zu Open Source zu tun. Sie wären so oder so notwendig gewesen, weil das Unternehmen überladen und schwerfällig ist – selbst wenn es jeden Monat einen anständigen operativen Gewinn verbuchen könnte.

Suns Open-Source-Strategie

Suns Herangehensweise ist, glaubt man den Statements im Blog des CEOs, darauf ausgerichtet, die Software völlig kostenlos abzugeben und stattdessen am Verkauf von Support und Hardware zu verdienen. Dadurch sinkt jedoch eindeutig der Wert der Produkte und die generelle Bereitschaft von Kunden, für Software zu bezahlen.

Außerdem bürdet Suns Vorgehen dem gesamten Open-Source-Konzept eine unnötige Last auf. Die Schlußfolgerung wäre nämlich: Wenn Sun falsch liegt, liegen auch alle anderen falsch. Das ist aber nur auf den ersten Blick so, denn Suns Vorgehen unterscheidet sich von dem fast aller oder sogar aller anderen Open-Source-Anbieter.

Alle wirtschaftlich erfolgreichen Open-Source-Firmen haben Mittel und Wege gefunden, ihre Kunden dazu zu bewegen, für Software zu bezahlen. Meist geschieht das mit einer kommerziellen Lizenz, die die Einschränkungen der Open-Source-Lizenz aufhebt. Oft wird dabei das Produkt um einige Mehrwertfunktionen ergänzt, die für die Community-Version nicht verfügbar sind.

Lässt man Java and Solaris beiseite, ist MySQL das einzige Open-Source-Produkt im Sun-Portfolio, das in nennenswertem Umfang Geld erwirtschaftet. Es ist auch gleichzeitig das einzige, das überall einsetzbar ist. „Aber wenn Sun ein Softwareunternehmen werden will, dann muss es Kunden finden, die für Software bezahlen wollen“, fordert etwa der Open-Source-Spezialist Dave Rosenberg.

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ZDNet.de Redaktion

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