Categories: Unternehmen

Lycos Europe vor dem Aus

Vorstand und Aufsichtsrat des defizitären Internet-Dienstleisters Lycos Europe haben beschlossen, das Domain- und Shoppinggeschäft sowie das dänische Portal zu veräußern – sofern ein angemessener Preis erzielbar ist. Mit diesen Aktivitäten generiert das Unternehmen eigenen Angaben zufolge etwa zwei Drittel seines gesamten Umsatzvolumens. Das unprofitable Webhosting- und Portalgeschäft (inklusive Sales) soll hingegen eingestellt werden.

Grundlage für die Entscheidungen war laut Lycos eine Ende April gestartete Prüfung der Konzernstrategie. „Diese Analyse hat ergeben, dass ein vollständiger Verkauf des Unternehmens keine vertretbaren Perspektiven bietet“, sagte Christoph Mohn, Vorstandsvorsitzender von Lycos Europe. Die negative Entwicklung am Kapitalmarkt habe eine etwaige Veräußerungslösung zusätzlich belastet.

Um den Vermögenserhalt bestmöglich sicherzustellen, sei der Vorstand verpflichtet, Teile des Geschäfts zu schließen und andere zu verkaufen, so Mohn. „Die Analyse der Zukunftsperspektiven von Lycos Europe war notwendig geworden, weil es trotz umfassender Restrukturierungsmaßnahmen nicht möglich war, mit dem bestehenden Geschäft auf absehbare Zeit profitabel zu werden.“

Rund 500 der insgesamt 700 Mitarbeiter werden nach Angaben des Unternehmens durch die beschlossenen Maßnahmen ihren Arbeitsplatz verlieren. In der deutschen Tochtergesellschaft Lycos Europe GmbH in Gütersloh sind allein 230 Beschäftigte betroffen. „Das Management bedauert diese schmerzliche Entscheidung sehr“, betonte Mohn. Lycos werde die Mitarbeiter bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz aktiv unterstützen.

Die angekündigte Restrukturierung steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung einer außerordentlichen Hauptversammlung, die am 12. Dezember in Amsterdam stattfinden wird. Lycos beabsichtigt, aus verbliebenen liquiden Mitteln noch dieses Jahr 50 Millionen Euro an die Aktionäre auszuzahlen. Über die weitere Vorgehensweise soll nach der Abwicklung entschieden werden.

„Obwohl Lycos Europe – gemessen an der Reichweite – zwischenzeitlich größtes europäisches Internetportal war, ist es uns nicht gelungen, unsere Geschäftsmodelle in steigendem Maße zu monetarisieren“, sagte Mohn. Er bedaure diese Entwicklung sehr, „da von den Konsequenzen sowohl Mitarbeiter als auch Aktionäre negativ betroffen sind“.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Update für Windows 11 löscht versehentlich Microsoft Copilot

Betroffen sind einige Nutzer von Windows 11. Die März-Patches deinstallieren unter Umständen die Copilot-App. Nicht…

40 Minuten ago

Entschlüsselungs-Tool für Akira-Ransomware entwickelt

Es funktioniert ausschließlich mit der Linux-Variante von Akira. Das Tool knackt die Verschlüsselung per Brute…

8 Stunden ago

Frauen in der IT – vielerorts weiter Fehlanzeige

Laut Bitkom-Umfrage meinen noch immer 39 Prozent der Betriebe, Männer seien für Digitalberufe besser geeignet.

17 Stunden ago

Balkonkraftwerk mit Speicher: Lohnt sich die Investition wirklich?

Ein Balkonkraftwerk mit Speicher ermöglicht es, den Eigenverbrauchsanteil deutlich zu erhöhen und Solarstrom auch dann…

2 Tagen ago

Kritische Sicherheitslücke in Microsoft Windows entdeckt

ESET-Experten warnen vor Zero-Day-Exploit, der die Ausführung von schadhaftem Code erlaubt.

3 Tagen ago

Malware-Ranking: Trojaner AsyncRat in Deutschland auf dem Vormarsch

Die höchste Verbreitung erzielt die auf Datendiebstahl ausgerichtete Malware Androxgh0st. Bei den Ransomware-Gruppen liebt Clop…

4 Tagen ago