RFID: Was heute schon geht – und was nicht funktioniert

Gemeinsam mit IPRI untersuchte der Verpackungshersteller Bischof + Klein aus dem nordrhein-westfälischen Lengerich, ob sich die Ablösung der bereits seit langem etablierten Barcode-Lösung im Wareneingang durch RFID wirtschaftliche Vorteile bringen würde. Außerdem sollte festgestellt werden, ob sich die Rückverfolgbarkeit der optisch kaum zu unterscheidenden Rollen und Folien im und nach dem Produktionsprozess dadurch so verbessern lässt, dass es sich für das Unternehmen lohnen würde.

Mögliches Einsparpotenzial durch RFID sah man bei Bischof + Klein durch einen reduzierten Aufwand beim Etikettieren im Wareneingang, möglicherweise geringeren Kosten für Etiketten und der Automatisierung der bislang manuell erledigten Buchungen. Die mit RFID mögliche automatische Identifikation der Rollen mit Kunststofffolie könnte zudem die Zuordnung zu Produktionsaufträgen und die Rückverfolgbarkeit erleichtern, was insbesondere bei Aufträgen für Kunden, die Hygieneprodukte oder Nahrungs- und Genussmittel verpacken, bedeutsam wäre.

Bei dem Versuch galt es, auch technische Hürden zu überwinden: Viele der verarbeiteten Folien sind aluminiumbeschichtet, und viele der Hülsen, auf denen die Folien aufgewickelt sind, müssen wegen des Gewichts aus Stahl sein. Beides beeinträchtigt das Funktionieren von RFID. Außerdem kann das bisher verwendete Barcode-System nicht aufgegeben werden, denn bei Defekten eines RFID-Tags hätte Bischof + Klein in der laufenden Produktion meist keine Möglichkeit, das halbfertige Produkt zu identifizieren.

Nach Abwägung aller Kosten- und Einsparungspotenziale kam das Unternehmen zu dem Schluss, dass „unter den gegebenen Umständen eine Investition in RFID nicht sinnvoll erscheint“. Das Projekt sieht man dennoch nicht als Fehlschlag, existiert doch nun eine fundierte Begründung gegen den RFID-Einsatz. Ähnliche Erfahrungen gibt es übrigens auch in anderen Bereichen, in denen gut durchorganisierte Prozesse auf Barcode-Grundlage fest etabliert sind.

Auch beim Aachener FIR hat man diese Erfahrung gemacht: „Wenn sich der RFID-Einsatz lohnt, dann selten als Barcode-Ersatz. Der Nutzen von RFID kommt in den meisten Fällen erst durch eine Reorganisation der Abläufe und einen höheren Automatisierungsgrad zum Tragen“, erklärt Institutsmitarbeiter Daniel Dünnebacke. Und Insider berichten, dass trotz großer Bemühungen von Herstellern und Dienstleistern die Umstellung des Gepäckhandlings an Flughäfen von Barcode auf RFID derzeit nicht wirtschaftlich durchführbar sei.

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ZDNet.de Redaktion

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