SQL-Tuning mit Dynamic Performance Views

Seit einigen Releases der Oracle-Datenbank haben Datenbankadministratoren (DBAs) und Entwickler Zugriff auf drei Dynamic Performance Views (V$SQL, V$SQLAREA und V$SQLTEXT), die verwendet werden können, um statistische Daten über die Performance ihrer SQL-Anweisungen zu sammeln. Mit dem Oracle 10g Release 2 ist ein vierter Dynamic Performance View hinzugekommen (V$SQLSTATS), der einen noch bequemeren Zugriff auf diese Daten ermöglicht.

Im Unterschied zu den Static Data Dictionary Views (also alle, die mit den Präfixen USER_, ALL_ oder DBA_ beginnen), werden Dynamic Performance Views ständig aktualisiert, auch bei einem laufenden System. Dadurch kann man die Performance einer SQL-Anweisung während der Ausführung beobachten.

Wie bei Static Views braucht man auch hier Berechtigungen, um sie verwenden zu können. Die SELECT_CATALOG_ROLE kann selbst Nicht-DBA-Benutzern zugewiesen werden (typischerweise in einer Entwicklungsumgebung), damit diese eine entsprechende SELECT-Anweisung ausführen können.

Es folgen kurze Beschreibungen, welche Informationen jede dieser Views liefern kann. Weitere Informationen finden sich in der Oracle Database 10g Reference, Kapitel 7.

  • V$SQL: Dieser View liefert den vollständigen Text der SQL-Anweisung als CLOB-Spalte (Character Large Object) plus die ersten 1000 Zeichen davon in einer praktischen VARCHAR2-Spalte. Die verfügbaren Statistiken sind umfangreich: Anzahl der Parse-Durchgänge und Invalidierungen, Lese- und Schreibzugriffe auf die Festplatte, Ausführungszeiten, Wartezeiten und Optimizer-Daten. Man kann außerdem den Benutzer und das Schema erkennen, der die Anweisung erstellt hat, und wie viele Benutzer sie derzeit ausführen.

  • V$SQLAREA: Bei V$SQLAREA bekommt man viele der Statistiken wie bei V$SQL. Allerdings enthält V$SQL eine Zeile für jedes Kind (Child) einer ursprünglichen SQL-Anweisung, während dieser View nur eine Zeile für jeden eingegebenen SQL-String enthält.

  • V$SQLSTATS: Dieser View ist neu in 10gR2. Er ist schneller und bequemer als V$SQL und V$SQLAREA. Allerdings enthält er nur einen Teil der Spalten der anderen Views. Insbesondere gibt es keine Verknüpfung mit Benutzer-Informationen. Vorgesehen ist nur eine Zeile für jede Kombination aus SQL und Execution Plan Hash Value. Als Pluspunkt bleiben die Einträge in dieser View länger als bei anderen Views erhalten. Hier findet man sogar Anweisungen, nachdem diese wegen ihres Alters aus dem gemeinsamen Pool verschwunden sind (und daher auch nicht mehr in V$SQLAREA auftauchen).

  • V$SQLTEXT: Manchmal will man jede Zeile einer SQL-Anweisung separat protokollieren statt als ein einziges, großes Objekt wie bei V$SQL. Diese Möglichkeit bietet V$SQLTEXT. Die Spalte COMMAND_TYPE ist ein Code, den man verwenden kann, um bestimmte Anweisungstypen auszuwählen (zum Beispiel nur INSERT oder SELECT). Die Spalte SQL_TEXT enthält einen Teil des Textes, und die Spalte PIECE nummeriert diese zum Sortieren per ORDER BY. Eine Variante (V$SQLTEXT_WITH_NEWLINES) bewahrt die ursprünglichen Zeilenumbrüche, um die Lesbarkeit zu verbessern (V$SQLTEXT ersetzt sie durch Leerzeichen). Weder V$SQLTEXT noch V$SQLTEXT_WITH_NEWLINES verraten, wer die Anweisung ausgeführt hat, oder liefern statistische Daten. Um diese Informationen zu erhalten, muss man auf V$SQL oder V$SQLAREA mithilfe der Spalten ADDRESS und HASH_VALUE zurückgreifen.

Zusammen liefern diese vier Tools das notwendige Rohmaterial, um herauszufinden, wie gut SQL ein einem konkreten Fall ausgeführt wird.

ZDNet.de Redaktion

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