Ganz so schlimm wie beim vielzitierten Platzen der Dotcom-Blase traf es die neuen Heroen des Internets 2008 zwar nicht. Und zumindest die Social-Networking-Sites – allen voran Facebook – schreiben immer noch Erfolgsgeschichten, wenn auch inzwischen in gemäßigtem Tempo.
Aber es kamen Zweifel auf, was zum Beispiel Firmen mit dem doch recht schwammigen Begriff Web 2.0 für sich anfangen sollen. Heißt das nun, sich einfach einen Blog zuzulegen, den der Marketingleiter einmal in der Woche mit einem Grußwort des Vorstandes füllt? Eher nicht. Was aber dann? Heißt es, die Firma bei Facebook zu präsentieren? Wie geht man mit Entgleisungen der Mitarbeiter in der virtuellen Welt um?
Fragen über Fragen, über die nachzudenken die meisten augenblicklich gar keine Zeit haben. Was vielleicht gut ist, könnte dadurch doch der Zwang, auch dabei zu sein, nachhaltig aufgehoben werden. Google beispielsweise hat im Sommer noch gedacht, mit Lively eine eigene virtuelle Welt starten zu müssen. Das schon als Second-Life-Killer gesehene Projekt lebte aber nicht lange: Bereits im November verabschiedete Google sich wieder davon. Das ganze Konzept wird damit nicht ad acta gelegt sein, aber man braucht wenigstens auch 2009 kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn man noch ohne violetthaarigen, grünäugigen und spindeldürren Avatar im Internet unterwegs ist.
Viel von ihrem ehemaligen Charme verloren haben die einstigen Web-Lieblinge Google, Ebay und Wikipedia 2008 ohnehin. Google wurde als Datenkrake entlarvt, Ebay als Verkäuferschreck und Wikipedia als Propagandamaschine. Die Rechtsstreitigkeiten um biografische Einträge und Jahrzehnte alte Plattencover machten zudem auch einer breiteren Öffentlichkeit bewusst, dass auch Wikipedia nicht von Gott persönlich geschrieben ist und also auch keinen höheren Anspruch auf Unfehlbarkeit anmelden kann als Bibel und Papst zusammengenommen.
Für alle drei gefallenen Engel ist jedoch kein ernsthafter Ersatz in Sicht. Die mit viel Getöse gestartete, selbsternannte Google-Such-Konkurrenz Cuil ist bereits wieder in der Versenkung verschwunden. Ebay bleibt trotz Popularitätsverlusten unangefochten Nummer eins bei den Auktionsplattformen, und an Wikipedia führt einfach kein Weg vorbei. Noch hat sich der Imageverlust also nicht entscheidend ausgewirkt. Aber die Welt hat 2008 gemerkt, dass Alternativen gut wären.
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