Die Serverräume der großen Hosting-Anbieter wie 1&1, Strato und Hosteurope sehen beeindruckend aus. Viele tausend Server, meist im 19-Zoll-Rackformat, sind auf engem Raum in die Regale eingebaut, siehe Bild 1. Lüfter und Klimaanlage sorgen für einen beachtlichen Geräuschpegel. So hostet beispielsweise Strato über vier Millionen Domains. Geht man von drei Millionen .de-Domains in den Strato-Rechenzentren aus, so sind das 25 Prozent des deutschen Internets – gemessen in Domains.
Damit Strato nicht für den Ausfall von 25 Prozent des deutschen Internets verantwortlich ist, wurde unter anderem die Stromversorgung mit einem Dieselgenerator abgesichert. Für dessen Betrieb benötigt Strato eine Genehmigung – und zwar von der Deutschen Flugsicherung (DFS). Die Menge an heißen Abgasen kann für die anfliegenden Jets in Berlin gefährlich sein.
Dass sich das Hostinggeschäft in den letzten zwei Jahrzehnten so rasant entwickelt hat, liegt vor allem daran, dass weder für Unternehmen noch für Privatpersonen kostengünstige Internetanschlüsse bereitstanden, die genügend Bandbreite im Upstream boten, um am eigenen Standort selbst einen öffentlichen Server zu betreiben.
Das hat sich inzwischen geändert. ADSL2+-Anschlüsse gibt es zwischen 800 und 1000 KBit/s im Upstream, VDSL bietet die Deutsche Telekom mit bis zu 10.000 KBit/s an. Selbst bei einem Standard-ADSL-Anschluss werden – eventuell gegen Aufpreis – fast immer 512 KBit/s angeboten. Mittlerweile gehen die DSL-Anbieter jedoch dazu über, ohne Aufpreis die maximale Geschwindigkeit anzubieten, die die Leitung erlaubt. Während man beim Downstream je nach Leitungslänge oft Einschränkungen hinnehmen muss, erreicht der Upstream meist die volle Geschwindigkeit. Das liegt daran, dass der Upstream bei DSL in einem niedrigeren Frequenzbereich aufmoduliert wird als der Downstream. Eine große Länge und ein geringer Querschnitt der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) machen sich im Upstream weniger bemerkbar als im Downstream.
Auch die drei großen Kabelanbieter ermöglichen einen schnellen Upstream. Unity Media bietet bis zu 1000 KBit/s an. Bei Kabel Deutschland sind es 2000 KBit/s. Kabel BW erlaubt sogar bis zu 2500 KBit/s. Allerdings ist der Betrieb eines Servers nicht erlaubt oder eingeschränkt. Kabel Deutschland verbietet in den AGB (PDF) einen Serverbetrieb ganz und gar. Kabel BW ist nur unwesentlich liberaler und gestattet in seiner FAQ keinen Server, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Somit müsste man eine private Homepage mit einem Passwort schützen. Einzig und allein Unity Media gestattet den Serverbetrieb für private, nicht kommerzielle Zwecke, sofern sich das Datentransfervolumen in einem üblichen Rahmen bewegt.
Das hat durchaus technische Gründe. Das Kabelnetz ist für die Ausstrahlung von Rundfunk- und Fernsehprogrammen entwickelt worden. Zwar wurde bereits an einen Rückkanal gedacht, dieser ist jedoch auf die Frequenzen von 5 bis 65 MHz beschränkt. Von 80 bis 860 MHz lässt das Kabelnetz nur die Richtung vom Anbieter zum Endkunden zu.
Insgesamt stehen pro Cluster, das sind alle Anschlüsse, die an einem Kupferstrang hängen und über einen einzigen Glas-/Kupferübergang versorgt werden, nur vier Kanäle zur Verfügung, die jeweils einen Durchsatz von 27 MBit/s netto bieten. Geht man von einer Clustergröße mit 500 angeschlossenen Teilnehmern aus, die alle ihren Upstream voll auslasten, bleiben jedem Teilnehmer etwa 200 KBit/s.
Neueste Kommentare
6 Kommentare zu Server zu Hause hosten: sichere Dienste über den DSL-Anschluss
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Benutzt doch den neuesten kostenlosen dyndns Anbieter webants.com Die Updates erfolgen via URL-Request und können auf einem Linux System, wie ich es nutze, via Cron aufgerufen werden. Es wird auch ipv6 unterstützt, bin rundum zufrieden
(Ich weiß, dass der Artikel einen Bart hat)
Ich träume auch gerade wieder vom Home-Hosting, der Artikel beleuchtet eigentlich alle Aspekte sehr gut, leider gibt er keine detailierten Information, welche DSL-Anbieter einen Webserver daheim gestatten.
Ich werde sowieso eine eigene Cloud einrichten, ansonsten ist ein Server daheim nicht rentabel und auch nicht sinnvoll. Nimmt man z.B. einen stromsparenden Atom mit ca. 30 Watt/h für den eigenen Server, ist man bereits bei knapp 6€/Monat nur für Strom. Dazu addieren sich Domainkosten bei einem Anbieter wie „no-ip“, eventuell auch weitere Services wie Mail-forwarding etc., ausserdem Anschaffungs- und Wartungskosten für die Hardware. 10€/Monat Gesamtkosten sind schon sehr optimistisch gerechnet, dafür bekommt man locker einen günstigen Root- oder Vserver, welcher zuverlässig durch ein Rechenzentrum angebunden ist. Die heimische DSL-Leitung fällt zumindest bei mir auch öfters mal aus.
Der Vorteil eines Heimservers wäre eigentlich nur sehr viel mehr Speicherplatz für kleines Geld. Vielleicht mountet man auch einfach seinen homespace als Verzeichnis in den vserver und nutzt so das Beste beider Welten ;)
Domainanbieter
Hallo, ich habe auch einen eignene Server daheim an meiner DSL Leitung (http://www.qsc.de mit fester IP) und mir eine Domain bei http://www.centralsystems-isp.com geholt.
Klappt alles bestens!
Teamspeak
Ein Einwand zu Teamspeak:
Clienten können eine Voice activity einstellen, sodass Geräusche nur übertragen werden wenn ein gewisser Pegel erreicht wird, also wenn jemand anfängt zu sprechen oder beispielsweise zu schreien.
lieber keine dynamische IP-Adresse für Mailserver!
Netter Artikel – mit einer Ausnahme:
einen Mailserver, der auch Mails ans freie Internet versenden soll (also ohne Smarthost), kann man heutzutage nicht seriös an einem DSL-Anschluß mit dynamischer IP-Adresse verwenden.
Nahezu alle Provider setzen zur Spamfilterung Listen ein, die Mails von Servern aus dynamischen Adressräumen (Dialup-Anschlüsse und auch DSL) mit hoher Wahrscheinlichkeit als Spam einstufen. Man läuft also Gefahr, daß die eigenen Mails beim Empfänger nicht ankommen.
Bei dynamischen IP-Adressen kann man auch mit SPF-Einträgen hier keine Abhilfe schaffen.
Zumindest ein Smarthost-Mailserver sollte also schon eingesetzt werden, sofern einem eMails einigermaßen wichtig sind. Von Backup-MX etc. mal ganz zu schweigen.
Zuhause kann dann ja ebenfalls ein Mailserver stehen, der dann die abgehenden Mails an den externen Server weiterleitet und dort eintreffende Mails regelmäßig abfragt.
AW: lieber keine dynamische IP-Adresse für Mailserver!
Hallo Karsten,
da haben Sie mich bei einem Aspekt erwischt, den ich hätte erwähnen sollen. Einen Mailserver an einer dynamischen IP-Adresse zu betreiben ist praktisch nur dann möglich, wenn man den SMTP-Server des Providers als Smarthost verwendet. Den kann man in der Regel ohne Authentifizierung nutzen und er steht (hoffentlich) nicht auf einer Blacklist.
Eingehende Mail wird von der Blacklist nicht beeinflusst.
Ausführliche Informationen zu DNS-Blacklisting gibt es in unserem Artikel „DNS-Blacklisting: E-Mail Verbot für Unschuldige„, der sich kritisch mit der pauschalen Listung dynamischer IP-Adressen auseinandersetzt. Dort findet man auch Hinweise, wie man günstig an einen Backup-MX-Server kommt, wenn man keinen Gleichgesinnten findet, mit dem man sich gegenseitig „Backup-MXen“ kann.
Mit freundlichen Grüßen
Christoph H. Hochstätter