Mitte der 90er Jahre führte AOL einer staunenden Öffentlichkeit ein Experiment vor. Ein bekannter Tennisspieler sollte sich ohne fremde Hilfe ins Internet einwählen. Da es sich um einen Werbefilm handelte, gelang das Experiment. Das „Versuchskaninchen“ Boris Becker fragte nur erstaunt: „Bin ich da jetzt schon drin, oder was?“.

Für Boris Becker gab es damals noch viele mögliche Hindernisse, beispielsweise wenn die Default-Konfiguration des Modems nicht optimal war und er die notwendigen AT-Befehle von Hand hätte eingeben müssen. Heute ist tatsächlich alles sehr einfach: Einfach den vom Provider mitgelieferten und vorkonfigurierten Router in die Telefonsteckdose stecken und per Ethernet oder WLAN mit einem oder mehreren PCs verbinden – fertig!

Für die meisten Anwender funktioniert das Internet einfach und problemlos. Doch hinter den Kulissen sieht es anders aus. Die IPv4-Adressen werden knapp. Theoretisch gibt es über vier Milliarden IP-Adressen für sechs Milliarden Menschen auf der Erde. Praktisch sind viele Bereiche wie 10.x.x.x nicht nutzbar, da sie für eine Sondernutzung reserviert sind, etwa für private IP-Adressen oder Multicasting.

Hinzu kommt, dass es quasi unmöglich ist, IP-Adressen in beliebigen Mengen an Kunden zu geben. Das geht nur in Zweierpotenzen. Ein Unternehmen, das 513 IP-Adressen benötigt, muss 1024 Adressen reservieren. Zwar ließe sich der IPv4-Adressraum theoretisch in Subnetze mit der Größe eins (zwei hoch null) aufteilen, doch das würde die Router der Provider überfordern. Die Routingtabellen wären so lang, dass sie den Verkehr nicht mehr bewältigten.

Bereits im Mai 2008 forderte Vinton Cerf, einer der beiden Erfinder des TCP/IP-Protokolls, dass man den neuen Standard IP Version 6, kurz IPv6, durch einen Parallelbetrieb einführen solle. IPv6 verwendet 128-Bit-Adressen, so dass insgesamt über 340 Sextillionen IP-Adressen zur Verfügung stehen. China geht davon aus, dass es bereits im Jahr 2010 nicht mehr genug IPv4-Adressen zur Verfügung hat. Das liegt vor allem daran, dass die ICANN die IPv4-Adressen nicht gleichmäßig an die lokalen Registries verteilt hat. So besitzt China nur etwa ungefähr so viele Adressen wie die Universität Berkeley.

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ZDNet.de Redaktion

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