HTML 5: neue Features, alte Konflikte und Akzeptanzprobleme

ZDNet: Obwohl HTML 4 bereits seit knapp zehn Jahren eine Spezifikation ist, halten sich noch immer viele Webseiten nicht daran oder verwenden immer noch veraltete Tags. Glauben Sie, dass HTML 5 besser und schneller angenommen wird als HTML 4?

Hickson: Ja und nein. Bislang hält sich nur ein Bruchteil der Internetseiten an HTML 4. Anhand der Informationen, die ich von Google bekomme, habe ich eine kleine Studie durchgeführt: Stichproben in mehreren Milliarden Dokumenten ergaben, dass etwa 90 Prozent davon irgendeinen Syntaxfehler aufwiesen. Und dabei habe ich noch nicht einmal darauf geachtet, ob die richtigen Elemente ineinander verschachtelt wurden oder nicht. In HTML 5 wurden einige Dinge verändert, um die Syntax etwas zu vereinfachen. Zum Beispiel haben wir nun die von XML eingeführten Vereinfachung „/>“ zugelassen. Außerdem dürfen IDs und Klassenbezeichnungen nun jedes beliebige Zeichen enthalten, denn die Einschränkungen waren für niemanden wirklich von Nutzen. Aber abgesehen von diesen oberflächlichen Veränderungen gehe ich ehrlich gesagt nicht davon aus, dass die Leute mit HTML 5 besseren HTML-Code schreiben werden.

ZDNet: Wird HTML 5 erfolgreich sein?

Hickson: Was die Akzeptanz anbelangt: Nehmen wir einmal nur die wirklich neuen Features, die HTML 5 mitbringt, dann kann man das nicht so pauschal sagen. Blogs werden diese neuen Elemente wohl bereits in wenigen Jahren nutzen, wenn Templates aktualisiert werden und Browser diese neuen Elemente allmählich unterstützen. Anstelle von unzähligen <div>-Elementen mit Klassen können alle dann Elemente wie <article>, <footer> und so weiter benutzen. Auch für Webanwendungen werden die neuen HTML-Features zuhauf verwendet werden. Ursprünglich hieß die HTML-5-Spezifikation ja sogar einmal „Web Applications 1.0“, da der Schwerpunkt in erster Linie auf der Einführung von Features für Webanwendungen wie Yahoo Mail oder Google Calendar lag. Eine durchschnittliche Webseite über die Imkerei im Mittelalter wird aber wohl mit keinem der neuen Features etwas anfangen können. Daher ist es wirklich schwer zu sagen, ob die Autoren solcher Seiten HTML 5 wirklich akzeptieren werden oder nicht.

Aber ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass das eine Rolle spielt. HTML 5 ist bereits jetzt ein großer Erfolg. Denn dadurch wurden Browser-Hersteller zusammengebracht, und viele Probleme von HTML 4 konnten behoben werden, etwa die fehlenden Parsing-Regeln für ungültige Dokumente. Was auch immer als Nächstes geschieht – bislang hat sich HTML 5 ausgezahlt.

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ZDNet.de Redaktion

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