Vor wenigen Wochen stellte der in den USA bei professionellen Fotografen beliebte Dienst Digital Railroad seinen Dienst ohne Vorwarnung ein. Anwender hatten 48 Stunden Zeit, um dort gespeicherte Bilder anderswo zu sichern. Taten sie das nicht, hatten sie Pech und die Daten waren weg: Nach zwei gescheiterten Versuchen, das Geschäft als solches zu verkaufen, musste das Unternehmen bekannt geben, dass sich der Hauptgläubiger der Hardware bemächtigt, alle Daten gelöscht und die Geräte im Rahmen einer Auktion weiterverkauft hatte.

Ein ähnlicher Fall aus Deutschland ist der von Maxdata im vergangenen Jahr gestartete Dienst Prime Backup. Er sollte eine Ergänzung für professionelle Nutzer der Maxdata-Notebooks sein. Die Zugangssoftware war auf den Geräten vorinstalliert. Nach der Maxdata-Insolvenz wusste zunächst keiner so recht, was mit dem Dienst geschieht. Und den meisten in der Firma war es wohl auch egal.

Das Glück in diesem Fall: Die Daten waren nicht bei dem insolventen Computerbauer, sondern im Rechenzentrum eines Outsourcing-Dienstleisters gespeichert. Und: es handelte sich „nur“ um Backup-Daten. Es hätte also der unwahrscheinliche Fall eintreten müssen, dass Festplatte und Diensteanbieter gleichzeitig den Geist aufgeben, damit ein größerer Schaden entsteht.

Die Hoffnung, dass sich schon ein Käufer für ein Angebot findet, das eine zahlende Kundschaft hat, der dann das Geschäft weiterführt, erwies sich in beiden Fällen als Trugschluss. Und diese Hoffnung wird sich wohl auch noch in Zukunft bei dem einen oder anderen Dienst zerschlagen.

Daraus abzuleiten, dass alle Cloud-Anwendungen und -Dienste obsolet wären und Unternehmen wieder für alle Anforderungen ihre eigenen Server und ihre eigene Software benutzen sollten, ist sicherlich nicht die Lösung. Schon allein deshalb, weil es wahrscheinlicher ist, dass die Daten durch einen Plattenfehler auf den eigenen Maschinen verloren gehen als durch finanzielle Probleme eines Dritten. Aber es ist zeigt, wie wichtig es ist, eine Notfallstrategie zu haben – und zwar bevor der Notfall eintritt.

Page: 1 2 3

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Microsoft nennt weitere Details zu kostenpflichtigen Patches für Windows 10

Erstmals liegen Preise für Verbraucher vor. Sie zahlen weniger als Geschäftskunden. Dafür beschränkt Microsoft den…

20 Stunden ago

Microsoft verschiebt erneut Copilot Recall

Die Entwickler arbeiten noch an weiteren „Verfeinerungen“. Windows Insider erhalten nun wohl eine erste Vorschau…

2 Tagen ago

GenKI im Job: Mitarbeitende schaffen Tatsachen

Laut Bitkom-Umfrage werden in jedem dritten Unternehmen in Deutschland private KI-Zugänge genutzt. Tendenz steigend.

2 Tagen ago

97 Prozent der Großunternehmen melden Cyber-Vorfälle

2023 erlitten neun von zehn Unternehmen in der DACH-Region Umsatzverluste und Kurseinbrüche in Folge von…

2 Tagen ago

„Pacific Rim“-Report: riesiges, gegnerisches Angriffs-Ökosystem

Der Report „Pacific Rim“ von Sophos beschreibt Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit staatlich unterstützten…

2 Tagen ago

DeepL setzt erstmals auf NVIDIA DGX SuperPOD mit DGX GB200-Systemen

NVIDIA DGX SuperPOD soll voraussichtlich Mitte 2025 in Betrieb genommen und für Forschungsberechnungen genutzt werden.

2 Tagen ago