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Apple im Klonkrieg

Mit der Klage gegen die kleine Firma Psystar aus Florida, die seit April Mac-Klons anbietet, geht Apple ein hohes Risiko ein. Apple verlangt von Psystar nicht nur den Verkaufsstopp jeglicher Mac-Nachbauten, sondern will zudem, dass bisher verkaufte Geräte wieder vom Markt genommen werden. Sollten die Richter zu der Ansicht gelangen, dass die Koppelung von Mac OS X an die Hardware ungesetzlich ist, wird das nicht ohne Folgen bleiben. In so einem Fall könnten auch die großen PC-Hersteller wie Hewlett-Packard, Dell & Co. auf die Idee kommen, ihre PCs mit Mac OS X auszuliefern. Das wäre für Apple der Super-GAU. Ob es allerdings überhaupt zu einer Gerichtsverhandlung kommt, bleibt fraglich.

Der Computerhersteller aus Florida kauft Original-DVDs von Mac OS X 10.5 und installiert das Apple-Betriebssystem auf einem Standard-PC, der zum Verkauf angeboten wird. Ermöglicht wird die Installation von Mac OS auf einem PC durch eine vom russischen Hacker Netkas entwickelte EFI-Emulation die Mac OS einen echten Mac vorgaukelt. Zudem nimmt Psystar einige Modifikationen am Betriebssystem vor, die für einen reibungslosen Betrieb von Mac OS auf einem Standard-PC nötig sind.

Generell zeigt sich Apple relativ klagefreudig. Der Online-Dienst Think Secret wurde auf Betreiben von Apple geschlossen, weil die Gerüchte-Site mit ihren Spekulationen über neue Apple-Produkte aufgrund zuverlässiger Informanten regelmäßig nahe an der Wirklichkeit lag. Mit dem vehementen Vorgehen gegen Think Secret hat sich Apple allerdings einen Bärendienst erwiesen. Nun weiß wirklich jeder, dass der Wahrheitsgehalt von Gerüchte-Sites wie AppleInsider.com und MacRumors.com sehr hoch ist, was sicher nicht in der ursprünglichen Absicht lag. Sympathischer ist das Image des Herstellers durch derartige Klagen auch nicht geworden. Wired schrieb in der April-Ausgabe und der dem Titel „How Apple Got Everything Right By Doing Everything Wrong“ zu dem Fall, dass jede andere Firma viel Geld für einen Blog wie Thinksecret.com ausgegeben hätte, während Apple gerichtlich dagegen vorgeht. Öffentlichkeit und Transparenz sind keine Apple-Themen.

Genausowenig dürfte es Absicht sein, die kleine Firma Psystar, deren Anzahl verkaufter Macs kaum die Tausender-Grenze erreicht haben dürfte, nun weltberühmt zu machen. In der 17-seitigen Anklageschrift beschuldigt Apple die Firma aus Florida Lizenzbedingungen und geistiges Eigentum verletzt zu haben (Punkt 12 und 13 der Anklageschrift).  Desweiteren stellt Apple die minderwertige Qualität der Mac-Klons fest (Punkt 14). Dadurch sieht Apple sein Image als Hersteller von qualitativ hochwertigen und innovativen Computern in Gefahr, was angesichts der geringen Stückzahlen verkaufter Open-Computer weit hergeholt ist. Außerdem braucht Apple für die Beschädigung des eigenen Image keine Fremdhersteller. Mit der stümperhafte Einführung des Push-Dienst MobileMe, die selbst eingefleischte Mac-Fans verstört, und den Mängeln beim iPhone-Verkauf – wegen hoher Serverlast war zeitweise keine Aktivierung der Geräte möglich – sorgt Apple schon selbst für eine Beschädigung des Firmen-Image.

Im Fall Apple gegen Psystar ist eine erste Anhörung ist für den 22. Oktober vorgesehen. Ob es tatsächlich zu einer Gerichtsverhandlung kommt, bleibt allerdings fraglich. Viele Branchenbeobachter gehen davon aus, dass Psystar für eine gerichtliche Auseinandersetzung nicht genügend Mittel aufbringen kann, was bezeichnend für das heutige Rechtssystem ist. Auf jeden Fall sorgt Apple für das Thema Mac OS X auf Standard-PCs nun für genügend Aufmerksamkeit. Darüber dürfte sich vor allem die Firma EFI-X freuen, die einen USB-Stick anbieten, der die Installation einer Orginal-DVD mit Mac OS X auf einem Standard-PC erlaubt. Man darf jetzt schon gespannt sein, was den Apple-Anwälten zu dieser Innovation einfällt. Sicher nichts Gutes.

ZDNet.de Redaktion

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