Heute las ich in der Morgenzeitung, dass Dell schon bald auch in Europa PCs mit Linux ausliefern möchte. Das ist gut so, denn ich finde es immer begrüßenswert, wenn Konsumenten die Wahl haben. Im selben Artikel war auch die Rede davon, dass Windows aktuell 90 Prozent Marktanteil auf dem Desktop hat.
Das bedeutet, dass alle Windows-Alternativen zusammen auf 10 Prozent kommen. Gut, abhängig davon, welchen Markforschern man auf die Zahlen schaut, variieren die Anteile etwas. Ein paar Prozentpunkte hin oder her, was macht das schon. Wir können uns darauf einigen, dass Windows fast den gesamten Markt besetzt und Linux, Mac OS und Co. sich den Rest teilen. Und ich finde diesen Rest im Sinne eines gesunden Wettbewerbs erschreckend klein.
Nun ist schon genug darüber geschrieben worden, dass Apple letzten Dienstag mit großem Tamtam ein paar neue Produkte vorgestellt hat. An aller erster Stelle die neuen iMacs. Fast untergegangen ist dabei, dass Apple auch eine neue Version seines Office-Pakets iWork präsentiert hat. Dieses Produkt finde ich bemerkenswert. Denn wesentliche Neuerung ist ein Tabellenkalkulations-Programm.
Es wartet mit einigen wirklich überraschenden Konzepten auf, insbesondere was die Aufbereitung für die Präsentation von Zahlen und Tabellen betrifft. Das Paket hat also durchaus das Potential dem unangefochtenen Marktführer MS-Office ein Stückchen des Marktanteils abzuluchsen.
Kurzum, Dells neueste Ankündigung und Apples Aktivitäten (und damit meine ich nicht nur das neue iWork) lassen die Deutung zu, dass sich der Microsoft-Mitbewerb so stark rührt wie noch nie. Nehmen wir noch die Linux-Initiativen großer IT-Unternehmen wie IBM, Oracle oder Novell dazu, müsste das Windows-Fundament bröckeln, dass die Schwarte kracht. Tut sie aber nicht.
Ich frage mich, woran das liegt. Dell, Apple, IBM und Oracle sind ja schließlich echte Branchen-Schwergewichte, die für Qualität bürgen und ihren Ruf nicht mit per se schlechten Produkten leichtfertig auf’s Spiel setzen. Objektiv betrachtet müsste der Windows-Vorsprung also schneller schmelzen als er es tut.
Während ich heute über diesen Sachverhalt vor mit hergrübelte, erinnerte ich mich an ein Treffen mit einem guten Bekannten. Er ist Abteilungsleiter in einem mittelständischen Unternehmen. Ausserdem legt er großen Wert auf Stil und so entschied er sich für einen Apple-Rechner (als Chef hat er das Recht auf Extrawürste). Er musste erkennen, dass dies ein Fehler war.
Nicht weil der Apple-Rechner nichts taugte, sondern weil sein Inhouse-Support nicht in der Lage war, seinen Mac so in die IT-Struktur einzubinden, dass er alle Services nutzen konnte. Er konnte weder auf den HP-Netzwerk-Drucker noch auf den Exchange-Server zugreifen.
Ich wunderte mich, denn beides sind Dinge, die Mac OS X nun definitiv kann. Die Lösung: Es lag schlicht daran, dass dem Inhouse-Support das Wissen fehlte. Statt dessen wurde später für teures Geld ein externer IT-Dienstleister mit der – im übrigen erfolgreich verlaufenen – Einbindung beauftragt.
Nun weiß ich aus eigener Erfahrung, dass die IT-Abteilungen in den Unternehmen meistens die Macht darüber haben, welche IT-Produkte im Unternehmen zum Einsatz kommen. Zumal es in den meisten Firmen noch nicht einmal einen CIO gibt. Und da der Bauer nicht frisst, was er nicht kennt, werden es Microsoft-Alternativen immer schwer haben.
Abhilfe könnte eine bessere Ausbildung der IT-Fachleute bringen. Jeder Inhouse-Support-Mitarbeiter, jeder Administrator genoss eine umfangreiche Ausbildung. Leider aber nur in Sachen Microsoft-Server und Microsoft-Technologien. Sollen also Linux und meinetwegen Apple in großem Stil Einzug in die Unternehmen halten, dann muss an der Ausbildung des IT-Fachpersonals etwas geändert werden. Zeit, dass die Microsft-Konkurrenten hier ihre Aktivitäten verstärken.
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