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Nokia: Ein Lehrstück, wie man es nicht macht

Über Nokias Rückzug aus Bochum kann man denken, wie man will. Die einen sagen, das sei eben die freie Marktwirtschaft, die anderen sehen es als himmelschreiende Ungerechtigkeit. Was es aber definitiv ist, ist eine schlechte Krisen-PR – und damit ein Lehrstück für jedes Unternehmen.

Noch immer flimmert kaum eine Nachrichtensendung oder ein politisches Magazin über die Fernseher ohne negative Nokia-Berichterstattung. Politiker melden sich zu Wort – und meistens äußern sie sich nicht gerade positiv. Sogar Nokia-Handy-Boykotte wurden verkündet.

Das zeigte natürlich Wirkung. Nokias Image-Werte sind in den Keller gefallen. Und der Strom negativer Berichterstattung reißt nicht ab. Alles, was man von Nokia hört, ist, dass das Bochumer Werk das am wenigsten profitabel sei und deshalb die Produktion an einen billigeren Standort verlagert werden müsse.

Gestern dann einer meiner liebsten Höhepunkte: Ernst-Otto Stüber, der ehemalige Oberbürgermeister Bochums, erzählt im Fernsehen, wie die Stadt Nokia jeden noch so teuren Wunsch von den Augen abgelesen habe. Seit heute ist dann auch noch eine Nokia-Protest-Site online.

Wer heute im Freundeskreis ein Nokia-Handy aus der Tasche zieht, kann sich hämischer Bemerkungen so gut wie sicher sein. Also nicht nur, dass man einer ganzen Stadt wirtschaftlichen Schaden zufügt, man wirft auch noch schlechtes Licht auf seine Kunden.

Ich frage mich, was sich die Finnen dabei gedacht haben? Unpopuläre Entscheidungen treffen zu müssen, das steht für jedes Unternehmen irgendwann einmal auf der Tagesordnung. Doch so etwas gehört richtig durchkalkuliert (inklusive weicher Werte), gut geplant und wohl überlegt. Offensichtlich hat man das bei Nokia versäumt.

Update: Nokia hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen operativen Gewinn von 7,985 Milliarden Euro erwirtschaftet!

ZDNet.de Redaktion

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