Die ISO ist die Vereinigung diverser nationaler Normierungs-Organisationen. Sie zeichnet verantwortlich für verschiedene internationale Normen. Dazu zählen Papierformate genauso wie die diversen MPEG-Standards oder die Größe von Magnetlesestreifen auf EC-Karten. Insgesamt eine gute Sache also.
Doch jetzt gibt es Streit – oder zumindest unverhohlene Kritik an der ISO. Denn gestern hat sie die ODF-Konkurrenz OOXML als Standard anerkannt. Ich muss gestehen, dass auch ich ob dieser Entscheidung nur mit dem Kopf schütteln kann.
Ein wenig Background: Es geht um die Standardisierung von Office-Dokument-Dateien. Das ist insofern wichtig, als ein großer Teil unseres Wissens in eben solchen Dokumenten gespeichert ist und auch der Nachwelt erhalten bleiben soll. Genauso wichtig ist diese Norm für Unternehmen. So sollen beispielsweise steuerrelevante Dokumente auch noch nach Jahren mitsamt Formatierungen lesbar sein. Deshalb ist es wichtig, dass diese in einem normierten und – besonders wichtig – offenen Format gespeichert werden. Offen heißt, dass das Format transparent ist. Jeder soll wissen, nach welchem Verfahren die Dokumente kodiert werden und wie man an die Inhalte herankommt.
Die ersten von der ISO genormten Dokumentstandards waren das allseits bekannte PDF (genauer gesagt PDF/A-1) sowie das Open Document Format (ODF) von Open Office. So weit, so gut.
Wenn es um Office-Dokumumente geht, darf natürlich auch Microsoft nicht fehlen. Entsprechend haben die Redmonder seit geraumer Zeit versucht, ihr Dokument-Format OOXML (Open Office XML) ebenfalls anerkennen zu lassen. Nun ist Microsoft allerdings nicht gerade als „offene“ Company bekannt, auch wenn man diesbezüglich vor kurzem einen Paradigmenwechsel angekündigt hat.
Das Problem ist, dass es am OOXML-Format berechtigte und zahlreiche Kritik gibt. Allein die Tatsache, dass der Umfang der Spezifikation von rund 6000 Seiten mehr versteckt als er offenlegt, die Adaption also praktisch unmöglich gemacht wird, spricht für sich. Da ist es schon erstaunlich, dass OOXML es nun doch zum Standard gebracht hat. Beobachter sprechen in diesem Zusammenhang von diversen Unstimmigkeiten im Abstimmungsprozess.
Selbst in der offiziellen Pressemitteilung der ISO klingen diese Schwierigkeiten an. So gab es im September letzten Jahres 3500 Kommentare (also Einwände und Klärungsbedürfnisse) zur OOXML-Norm, die sich bis zur letzten Abstimmung auf immer noch gut 1000 reduzierten. Im Rahmen eines Ballot Resolution Meeting (BRM) genannten Abstimmungsprozesses wurden diese Einwände ausgeräumt, mit dem Ergebnis, dass 86 Prozent aller nationalen Ländermitgliedsvertreter sowie 75 Prozent der direkt bei ISO/SC34 aktiven nationalen Ländermitgliedsvertreter für die Ratifizierung gestimmt haben.
Kein Wunder also, dass es harsche Kritik angesichts der Anerkennung von OOXML als ISO-Standard hagelt. Die Foundation for a Free Information Infrastructure (FFII) klagt, die ISO habe sich von Microsoft vereinnahmen lassen, und Ubuntu-Initiator Mark Shuttleworth schlägt ebenfalls in diese Kerbe. Nicht ganz zu Unrecht, wie ich meine.
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