Corporate Blogs haben es als Kommunikationsmittel von Unternehmen immer noch schwer in Deutschland. Das weiß ich aus meiner Praxis. Man muss unglaubliche Überzeugungsarbeit leisten. Interessanterweise sind sogar Vertreter der IT-Industrie skeptisch gegenüber diesem „neumodischen Zeug“. Dabei sollte doch gerade diese Personengruppe eine Affinität zum Web haben, also auch Blogs lesen.
Ganz anders in den USA, wo gerade die IT-Branche sehr stark und gekonnt über Blogs kommuniziert. Vielleicht liegt es an einem grundsätzlichen, kulturellen Unterschied. Amerikaner sind darin geschult, zu kommunizieren, Deutsche erklären lieber. Sich überzeugend, leicht verständlich und prägnant auszudrücken, gehört zu den unabdingbaren Soft-Skills einer amerikanischen Führungskraft. Deutsche Manager und Technologieverantwortliche müssen diese Fähigkeit nicht unbedingt haben.
Offenbar ist das der Grund, dass gerade die amerikanische IT-Industrie Corporate Blogs in großem Umfang angenommen hat und auch eine Qualität produziert, die ihresgleichen sucht. Amerikanische Manager verstehen sich als Kommunikatoren. Und zwar sowohl gegenüber Mitarbeitern als auch gegenüber Geschäftspartnern und Kunden. Ein Corporate Blog ist für sie genau das richtige Medium. Es ist schnell, spontan und erreicht unglaublich kostengünstig die anvisierte Zielgruppe.
Nicht wenige Manager – so scheint es zumindest – betreiben sogar eine Art „Management by Blog“. Ein Beispiel dafür ist etwa Jonathan Schwartz, der CEO von Sun. Fast möchte man meinen, nicht er ist das Gesicht von Sun, sondern sein Blog. Wenn jemand wissen möchte, wie Sun tickt oder an was dort gerade gearbeitet wird, ist Jonathans Blog die erste Anlaufstelle.
Ganz ähnlich nutzen auch die CEOs anderer Software- und Web-2.0-Firmen den Kommunikationsweg Corporate Blog. Da wird über neue Technologien genauso geschrieben wie über Interna oder die Features eines neuen Releases. Enger kann man nicht mit bestehenden und potenziellen Kunden kommunizieren.
Auch Microsoft bloggt, was das Zeug hält, und bei Oracle scheint es niemanden zu geben, der nicht über seine Arbeit per Blog informiert. Wie man auf perfekte Weise mit seinen Kunden kommuniziert, zeigen beispielhaft die Corporate Blogs von Dell USA und Garmin. Ein sehr gutes Beispiel aus deutschen Landen ist der persönliche Blog von Ibrahim Evsan, des Gründers und Geschäftsführers der Videoplattform Sevenload.de, der sein Webtagebuch vorbildlich genutzt hat, um den Relaunch des Youtube-Konkurrenten zu promoten.
Bleibt nur die Frage, wie man einen erfolgreichen Corporate Blog ins Leben ruft und betreibt: Antworten dazu finden Sie beispielsweise im ZDNet-Interview mit Deutschlands A-Blogger Nr. 1, Robert Basic. Weitere Erfolgsfaktoren für einen Corporate Blog habe ich in meinem eigenen Blog zusammengefasst.
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