Laut einer Studie des ITK-Verbands Bitkom scheitert eine erschreckend hohe Zahl deutscher Start-ups an fehlendem Fremdkapital. Das Schlimme ist, dass es in zwei Dritteln der Fälle um vergleichsweise lächerliche Summen von höchstens 40.000 Euro geht.
Genauso bedenklich ist eine weitere Feststellung des Bitkom: „Zwei von drei abgewiesenen Gründern gaben zu Protokoll, ihre Idee habe die Investoren nicht überzeugt oder sei nicht verstanden worden.“
Man könnte natürlich argumentieren, dass dies die Schuld der Unternehmensgründer sei: Sie haben es halt nicht geschafft, ihre Idee überzeugend und schlüssig zu präsentieren. Doch das bezweifle ich, denn ich kann mir die Situation sehr gut vorstellen: Da sitzt der angehende Unternehmer vor dem Geschäftsstellenleiter seiner Sparkasse, erzählt ihm von seinen Plänen, zeigt ihm stolz den Businessplan und schaut… in ein vollkommen verständnisloses Gesicht. Der Banker versteht zwar die Zahlen, hat aber keine Ahnung von High-Tech, IT oder Internetanwendungen. Deswegen hat er nicht den leisesten Schimmer davon, ob die Idee Potenzial hat.
Frustriert versucht es der Unternehmensgründer bei einem Wagniskapital-Geber. Aber auch hier wird es nichts aus dem erhofften Geldsegen. Denn VCs (Venture-Capital-Gebern) ist die Geschäftsidee erst einmal vollkommen schnuppe. Stattdessen sind sie auf der Suche nach Schaumschlägern und Dampfplauderern. Sie nennen die für sie interessanten Personen nur nicht so, sondern „starke Unternehmerpersönlichkeiten mit großem Potenzial“.
Logisch, das gerade hochspezialisierte Fachleute und Wissenschaftler, die ihr Metier wirklich kennen, Probleme bei der Kapitalbeschaffung haben. Sie können keine Show hinlegen, sind zu ehrlich und scheuen sich davor, ihre Idee so weit zu verdrehen, dass sie einem Kapitalgeber schmackhaft erscheint. Wer den dicken Max macht und wirklich große Summen benötigt, bekommt sie scheinbar eher als bescheidene Gründer von Kleinunternehmen. Das bestätigt auch Bitkom-Chef Scheer: „Eine große Summe ist zuweilen leichter zu bekommen als eine kleine“.
Und so werden zig möglicherweise erfolgreiche Unternehmen nicht gegründet.
Dazu Scheer: „Eine innovative Volkswirtschaft kann es sich nicht leisten, wertvolle Geschäftsideen in großem Maßstab zu verlieren.“ Sie tut es aber.
Das Problem ist, dass Kapitalgeber jeglicher Provenienz vor allem auf Rendite aus sind. Es geht nicht darum, Unternehmensgründer zu fördern und ihnen zu helfen, erfolgreich zu sein, sondern möglichst große Gewinne einzustreichen. Ein kleines Unternehmen mit einer möglichen Umsatzrendite von vielleicht zehn Prozent, das aber den Gründer und ein paar Mitarbeiter sicher ernährt, zählt für diese Leute nichts. Volkswirtschaftlich ist das natürlich Humbug, denn der Staat verzichtet so auf Wirtschaftswachstum und neue Arbeitsplätze.
Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob die Forderungen des Bitkom nach verbesserten Rahmenbedingungen für privates Beteiligungskapital und nach steuerlichen Anreizen ausreichend sind. Was wir brauchen, ist auch ein Rahmenwerk, das potenziellen Unternehmern hilft, auf die Beine zu kommen – und nicht Unternehmensgründungen verhindert. Fördern statt fordern sollte die Devise lauten. Wie gesagt: In zwei Dritteln der Fälle geht es um Summen von 40.000 Euro und weniger.
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