Die Lektüre des Linux-Haters-Blog ist eine wunderbare Art, einen verregneten Nachmittag zu verbringen. Grundidee des Blogs: Linux ist so schrecklich, dass die Blogger sich mindestens einmal am Tag endlos über ein bestimmtes Problem ereifern müssen, das sie mit dem Betriebssystem hatten – und es dabei in aller Ausführlichkeit beschreiben.
Jede Antwort wird konsequent als „Flame“ gebrandmarkt – was die Diskussionsteilnehmer natürlich aufbringt und sie zu weiteren Reaktionen veranlasst. Die Menschen, die sich an der Diskussion beteiligen, bemerken aber nicht (oder es kümmert sie nicht), dass der ganze Blog nur das Ziel hat, fanatische Linux-Fans gegen den oder die Autoren aufzustacheln.
Deswegen beschweren sie sich in der Regel darüber, dass der Autor einfach nicht verstehe, worum es geht. Außerdem werden sie erstaunlich erfindungsreich, um Begründungen zu liefern, warum Linux auch in diesem ganz speziellen Fall eine sehr gute und nützliche Alternative ist. Die Antworten sind daher – sicher ungewollt – oft unterhaltsamer als das ursprüngliche Posting.
Diese Hasstiraden rufen aber nur so viel und so engagiertes Echo hervor, weil der Autor wirklich weiß, von was er schreibt. Er oder sie ist außergewöhnlich gut unterrichtet und kann jedes noch so kleine Detail des beschriebenen Problems aufzeigen – manchmal sogar bis hin zur Analyse des verwendeten Codes und dessen Unzulänglichkeiten. Einige der Beschwerden sind daher wertvolle Hinweise auf feine Webfehler in der einen oder anderen Distribution.
Ich würde daher die Behauptung wagen, dass die Autoren entgegen aller in ihrem Blog verbreiteten Linux-Schmähungen im Grunde ihres Herzens Linux eigentlich lieben. Warum sonst würden sie so viel Zeit damit verbringen – und dann noch so ausführlich darüber schreiben? Ich bin mir sogar sicher: LinuxHaters liebt Linux und will, dass es erfolgreich wird.
Niemand nimmt sich so viel Zeit, um über ein Produkt zu schreiben, dass er im Grunde seines Herzens verabscheut und geringschätzt. Die Beschwerden sind vielmehr Zeichen der Frustration mit einem System, dass nicht immer ganz das tut, was von ihm verlangt wird.
Warum also den LinuxHaters-Blog nicht als eine Reihe von Bug-Reports lesen? Ein Perl-Skript könnte sicherlich die nützlichen Informationen herausfiltern und in eine Log-Datei schreiben, um sie den Linux-Projekten, mit denen LinuxHaters sich beschäftigt, zur Verfügung zu stellen.
Aus diesem Blickwinkel erinnert mich LinuxHaters an den Mindcraft-Benchmark von 1999: Der von Microsoft gesponserte Test sollte „unabhängig“ die Geschwindigkeit von Linux- und Windows-NT-Servern vergleichen. Wenig überraschend für einen von Microsoft unterstützten Test, erwies sich Windows als das bessere System.
Nachdem er sich zunächst über die Ergebnisse geärgert hatte, erkannte Linus Torvalds, dass das Versagen von Linux in diesem ziemlich an den Haaren herbeigezogenen Test auch als eine Art Fehlerbericht gesehen werden könnte – und er und die andern Kernel-Entwickler nahmen umgehend die entsprechenden Verbesserungen vor.
Ich sehe den LinuxHater-Blog ebenso positiv – und außerdem ist er äußerst amüsant zu lesen. Was könnte man von einem Bug-Report mehr erwarten?
(Jeremy Allison, ZDNet.com )
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