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Wikipedia-Alternative für Autoren: Google-Knol

Was hat Wikipedia in der Vergangenheit für Kritik einstecken müssen. Da hieß es, das Mitmach-Lexikon sei fachlich zweifelhaft, Hinz und Kunz könnten Sachverhalte nach Belieben verfälschen, und die Qualität der Beiträge genüge lexikalischen Ansprüchen nicht.

(Ein kleiner Exkurs: Das Gemeine an vielen dieser Vorwürfen ist, dass sie von Leuten stammen, die das Wesen eines Mitmach-Lexikons, genauer: eines Wikis nicht verstanden haben. Man kann ihnen nur sagen,:“Wenn dir etwas nicht passt, dann ändere es und lamentiere nicht herum!“ Genau deswegen darf ja bei einem Wiki jeder mitmachen. Wer nicht selbst die Ärmel hochkrempelt, hat nicht das Recht, das kostenlose und nichtkommerzielle Wikipedia zu kritisieren, und sollte sich stattdessen einen Brockhaus ins Regal stellen.)

Doch die Wikipedia-Macher haben mit viel Anstrengung fast alle Klippen umschifft, Qualitätsstandards eingeführt und kontrollieren diese rigoros. Inhaltlich gibt es kaum noch etwas auszusetzen – und wenn doch, dann ist das beim jeweiligen Eintrag auch deutlich vermerkt. So weit, so gut!

Das Problem: Für Normalsterbliche ist es nun kaum noch möglich, einen Wikipedia-Eintrag zu verfassen, der auf Anhieb den strengen Richtlinien genügt und ohne vielfache Änderungen die hohen Qualitätshürden passiert. Das ist auf der einen Seite natürlich gut, auf der anderen Seite gehen so ein wenig die Spontaneität und der anarchische Geist der frühen Jahre verloren.

Ein anderes Problem betrifft potentielle Autoren: Wikipedia ist kein Ort, um Ruhm einzuheimsen oder gar finanzielle Anerkennung zu erhalten. Stattdessen opfert man seine Zeit und sein Wissen für das Allgemeinwohl. Das hat seinen Charme, hält aber manch potentiellen Autor ab.

Wen das alles stört, für den tut sich mit Google-Knol eine Alternative auf. Google Knol ist kein Wiki und damit prinzipiell nicht mit Wikipedia vergleichbar. Aber es ist natürlich auch ein Nachlagewerk und damit doch eine Art Konkurrenz. Vor allem kann aber jeder, der Lust verspürt, ein „Knol“ – so heißen die Google-Knol-Einträge – verfassen.

Im Unterschied zu Wikipedia ist beim neuen Google-Lexikon der Autor Herr seines Textes. Er selbst bestimmt, ob er kollaboratives Arbeiten zulässt oder nicht, und er kann sogar bestimmen, unter welcher Creative-Commons-Lizenz der Artikel veröffentlicht wird.

Für die Richtigkeit der Inhalte steht man mit seinem Namen ein. Der wird mit Erlaubnis des Autors per Kreditkarte oder per Telefon verifiziert. Das dürfte zumindest ein wenig für Vertrauen sorgen. Über die Qualität wachen, wie sollte es anders sein, die Community und die Leser. Sie können Artikel bewerten und kommentieren.

Das beste aber ist, dass Autoren mit den Knol-Einträgen nicht nur etwas für ihre Reputation tun können, sondern auch ein wenig Geld verdienen dürfen. Denn optional lassen sich Google-Anzeigen einblenden. Außerdem sind Autoren weitgehend frei in der Gestaltung und der Form des Artikels. Das sollte die Kreativität sprießen lassen.

Noch gibt es in Google-Knol nicht viel zu lesen. Vorrangig finden sich dort englischsprachige Beiträge zu medizinischen Themen. Doch das dürfte sich in den nächsten Tagen ändern, wenn die ersten Autoren loslegen. Eine Kritik inhaltlicher Art verbietet sich dementsprechend zur Zeit.

Es wird interessant sein, ob das Google-Nachschlagewerk mit seiner Ausrichtung auf Autoren seinen Weg macht. Für die Wikipedia, die sich ja als Lexikon versteht, ist Google-Knol vermutlich keine Konkurrenz. Vielmehr wird sich der Google-Dienst als Ergänzung erweisen. Ganz genau so, wie das im deutschsprachigen Raum leider bisher kaum bekannte Mahalo. Dort gibt es zu verschiedenen Themen Linksammlungen und ebenfalls lexikalisches Wissen.

ZDNet.de Redaktion

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