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Wer braucht schon 3D-Welten?

Das dreidimensionale Internet ist das nächste große Ding. Ha! Das will ich erst einmal sehen. Es gibt kaum etwas, was weniger zusammenpasst als dreidimensionale Welten, Business-Anwendungen und 2D-Bildschirme. Ausnahmen bestätigen hier allenfalls die Regel, etwa Spezialsoftware für bestimmte Bereiche in Architektur und Wissenschaft. Aber das Ganze auch noch im Internet?

Wie so viele meiner Generation bin ich über Computerspiele zur IT gekommen. Ich habe Unmengen von Zeit mit Super Mario verbracht und das Konsolenspiel über alles geliebt. Als dann aber Nintendo beschloss, den putzigen Klempner in einer 3D-Welt herumhüpfen zu lassen, bin ich ausgestiegen: zu kompliziert, unübersichtlich und zum Schlechtwerden verwirrend war die neue 3D-Version „Super Mario 64“. Der Spaß war jedenfalls weg.

Wenn ich es genau betrachte, war das sogar ganz allgemein das Ende meiner Computerspiel-Leidenschaft. Klar, Ego-Shooter und Autorennen funktionieren in der simulierten 3D-Welt erstaunlich gut. Leider wird aber seit geraumer Zeit jedes Spiele-Genre in 3D verbastelt. Auch dann, wenn es das Spiel nur langsamer und unübersichtlicher macht.

Ich sah und sehe bis heute nur Nachteile bei dieser Entwicklung. Spaß machen jedenfalls die meisten Spiele nicht mehr. 3D auf Teufel komm raus war und ist eine Fehlentwicklung. Teuer wegen der hohen Hardware-Anforderungen und trotzdem häufig mühselig, langsam und ruckelnd. Von der erschwerten Orientierung mit Maus und Tastatur im 3D-Raum ganz zu schweigen.

Jetzt sollen also auch Business-Anwendungen im dreidimensionalen, virtuellen Raum stattfinden. Wie verkrampft so etwas sein kann, sieht man an Second Life: umständlich, langsam und langweilig. Warum soll ich mich – oder besser gesagt meinen ungelenken Avatar – dort zu „virtuellen“ Pressekonferenzen und Seminaren quälen, wenn ich das in einer 2D-Web-Oberfläche mit einem einzigen Mausklick erledigen kann?

Ehrlich, wenn ich mit Kollegen virtuell zusammenarbeiten will, dann geht das per Chat und den bekannten Kollaborations-Tools zum gemeinsamen Bearbeiten von Dokumenten schneller und besser als in einem der Wirklichkeit nachempfundenem virtuellen Raum. Warum muss es dahingekrampft sein, so wie bei Qwaq und Konsorten?

Vor allem scheint mir aber, dass hier zwei vollkommen verschiedene Anwendungsbereiche miteinander vermischt werden: Simulation und Anwendung. Das eine ist in computergenerierten 3D-Modellen vollkommen richtig aufgehoben, weil es Einsichten ermöglicht, die zweidimensional nur schwer zu vermitteln sind. Das andere sollte ruhig 2D bleiben, wie es ist.

ZDNet.de Redaktion

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