Sie denken, die Frage sei lächerlich? Sie denken, Microsoft liefere immerhin weit über 90 Prozent aller Desktop- und Notebookbetriebssysteme und sei fest als vorinstalliertes Betriebssystem bei allen wichtigen PC-Herstellern verankert? Apple dagegen erreiche mit seiner proprietären Plattform mehr schlecht als recht gerade einmal ein paar Freaks ?
Dann ist dieser Hinweis von Prince MacLean bei AppleInsider sicher für Sie interessant :
„Obwohl Microsoft-Manager von Apple gerne als einer unbedeutenden Firma mit weltweit weniger als fünf Prozent Marktanteil bei allen verkauften PCs und Servern sprechen, hat der Mac-Hersteller inzwischen mehr Barreserven als Microsoft, erzielt bereits mehr als halb so viel Profit wie Microsoft und erreicht schon mehr als drei Viertel des Microsoft-Umsatzes.“
Macht man sich genau wie Prince MacLean einmal die Mühe, in den Bilanzen der beiden Unternehmen zu stöbern, muss man ihm – wahrscheinlich zum eigenen Erstaunen – zustimmen. Hier die nackten Zahlen:
Microsoft: Umsatz: 15,1 Milliarden Dollar; Gewinn: 4,3 Milliarden Dollar; Barreserven: 20,7 Milliarden Dollar
Apple (Non-GAAP): Umsatz: 11,7 Milliarden Dollar; Gewinn: 2,4 Milliarden Dollar; Barreserven: 25,5 Milliarden Dollar
Angesichts dieser Zahlen ist die Frage also doch legitim: Wie lange dauert es noch, bis Apple Microsoft überholt hat?
Und bevor sie diese Frage einfach mit dem Argument abtun, ich sei ein unverbesserlicher Apple-Fanatiker (was ich nicht bin), sollten Sie bedenken, das Microsoft seinen Umsatz in diesem Quartal wahrscheinlich um rund neun Prozent steigern wird, während der Apple-Umsatz um unglaubliche 75 Prozent zulegte.
Was macht den Unterschied aus?
Im Grunde ist es wohl die Einstellung der beiden Unternehmen zum Markt und Microsofts falsche Beurteilung der langfristigen Geschäftsmöglichkeiten. Dazu ein paar Beispiele:
Benötigt man wirklich eine enorme Nutzerbasis, um enorme Profite zu erzielen? Microsoft dachte das zumindest, aber Apple erzielt seine hervorragenden Ergebnisse auch mit vergleichsweise wenigen Nutzern.
Verdient man wirklich viel Geld damit, ein Betriebssystem für einen Computer zu verkaufen? Oder sind die Gewinne nicht viel höher, wenn Betriebssystem und Hardware als Gesamtpaket vermarktet werden? Es zeigt sich, dass Apple gegenüber Microsoft Boden gut machen kann, indem es ein Komplettprodukt verkauft, das es ziemlich gut im Griff hat. Dadurch erzielt Apple auch in Befragungen zur Kundenzufriedenheit regelmäßig sehr gute Werte.
Kann man mit Desktops immer noch gute Profite erzielen, oder muss Microsoft Apples Modell folgen und verstärkt auf Mobilität setzen?
Verglichen mit denen von Apple sind Microsofts Werbekampagnen gräßlich. Statt ständig zu unterstreichen, dass es eine größere und bessere Firma als Apple sei, sollte Microsoft sich (übrigens wahrscheinlich zusammen mit dem Großteil der Mobiltelefonbranche) einmal genauer anschauen, wie Apple mit einem so kleinen Marktanteil die erstaunlichen Gewinne erwirtschaften konnte.
Dennoch muss man auch berücksichtigen, dass die Wirtschaftslage derzeit etwas unsicher und auch Apple nicht rezessionssicher ist. Aber: Dasselbe gilt auch für Microsoft.
Ich denke, vor fünf Jahren hätte sich niemand ernsthaft die Frage gestellt, ob und wie Apple mit Microsoft mithalten kann. Aber die Zeiten haben sich geändert. Es wird spannend, wie sich die Situation in einem Jahr darstellt, wenn die neuen Quartalszahlen vorliegen.
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