Österreicher sind eigentlich nette, freundliche und meistens auch gutmütige Menschen. Es gibt aber ein paar Dinge, die auch der freundlichste Österreicher nur schwer ertragen kann: dass ein Schweizer Sieger einer Weltcupabfahrt wird, Autobahnbenutzer ohne Vignette oder gegen Deutschland zu verlieren. Gerade letzteres tut besonders weh, fühlt man sich im Vergleich zum großen Bruder im Norden doch schnell unfair behandelt und von der schieren Übermacht der Preußen erdrückt, erschlagen und untergebuttert: Königgrätz lässt grüßen.
Kein Wunder, dass der Beschluss, das Wiener Ebay-Büro dichtzumachen, landesweit für Verärgerung sorgte – hatte man sich doch in den vergangenen Jahren sogar eine kleine Sonderstellung herausgearbeitet und wurde nicht wie viele andere Länder zentral von Berlin aus betreut. Irgendwann hatte Ebay also einmal verstanden, wie man in Österreich Geschäfte machen kann. Das wurde aber inzwischen wohl vergessen.
Noch ist die Plattform mit Abstand Marktführer, aber die Verärgerung von Händlern über das Geschäftsgebahren von Ebay nimmt zu, und der Wettbewerb formiert sich: Die im Sommer für Österreich neu gestartete Plattform Ricardo.at etwa wirbt jetzt in Slogans auf Bannern und in Videos mit dem populären Schauspieler und Kabarettisten Roland Düringer, wobei vor allem die lokale Präsenz betont wird.
In der Schweiz hat Ricardos lokaler Fokus bereits sehr gut funktioniert: Dort ist Ricardo und nicht Ebay der Platzhirsch, was Onlineauktionen anbelangt. Die Angaben darüber, welchen Vorsprung Ricardo.ch hat, schwanken zwar stark, ernsthaft bestritten wird die Tatsache aber nicht. Scheinbar kann der Lokalmatador seine Popularität trotz demnächst verstärkter Ebay-Präsenz in Zürich derzeit sogar noch ausbauen.
Warum sollte es also nicht auch in Österreich klappen? Oder ist die Frage verkehrt und es nicht vielmehr nur noch eine Frage der Zeit, bis die Österreicher geschlossen „Baba“ zu Ebay sagen? Beziehungsweise, damit man es auch in Berlin versteht: Tschüß.
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