Categories: Unternehmen

Stelle als Chef-Saukerl zu besetzen

Wie viele Bewerber sich auf wohl folgende Stellenausschreibung melden würden? „Vergleichsweise junges, börsennotiertes Unternehmen mit Abwärtstendenz bei Umsatz, Gewinn und Aktienkurs sucht schnellstmöglich ungekünstelten, unverschämten und ungehobelten Typ (gerne mit Brille) für die Stelle des Chef-Saukerls in Sunnyvale (Kalifornien).“

Sie denken, das wäre höchstens etwas für den Guns-N‘-Roses-Sänger Axl Rose, falls dessen am Wochenende endlich erscheinendes, 17 Jahre lang angekündigtes neues Album floppen sollte? Dann schauen Sie sich den Arbeitgeber doch einmal näher an, seine Website dürfte Ihnen zumindest in der deutschsprachigen Variante bekannt vorkommen…

Keine Sorge, es liegt mir fern, mich an dieser Stelle über eine Ikone des Internetzeitalters lustig zu machen. Ich habe nur einmal das Kleingedruckte gelesen – und das sollte man heute ja nicht nur bei Kreditvereinbarungen und Autokauf, sondern auch bei Arbeitsverträgen gründlicher denn je tun. Nachdem der bisherige Yahoo-Chef Jerry Yang seinen Hut nehmen will, sucht seine Firma nämlich offiziell einen neuen „Chief-Yahoo“, wie das im firmeneigenen Neusprech heißt.

Was ist unter dieser Stellenbeschreibung zu verstehen? Die Firmenhistorie macht mit dem vielzitierten Irrtum Schluss, der Name „Yahoo“ sei als Abkürzung von „Yet Another Hierarchical Officious Oracle“ zu lesen. Die Firmengründer Filo und Yang bestünden vielmehr darauf, dass sie den Namen ausgesucht hätten, weil ihnen die Definition eines „yahoo“ gefiel: „rude, unsophisticated, uncouth“. Das lässt sich auf deutsch je nach Stimmungslage mit „unhöflich, arglos, flapsig“ bis „ungekünstelt, ordinär, ungehobelt“ übersetzen – wobei die direkte Übersetzung des Begriffs „yahoo“ im Online-Wörterbuch Leo („Krakeleer“, „Saukerl“) wohl eher die zweite Variante nahelegt. Der „Chief-Yahoo“ ist also der „Chef-Saukerl“. Aha, da haben wir es also, wird sich jetzt manch ein Aktienbesitzer denken. Hätte ich das mal früher gewußt…

Noch ist die Stelle frei, aber Axl Rose steht schon in den Startlöchern. Und ehrlich gesagt: Wer könnte geeigneter sein als jemand, dessen Hunde am Arbeitsplatz angeblich die Hühner der Kollegen zerfleischt haben, der die Musikwelt 17 Jahre lang hinhalten konnte und der mehrfach Erfahrungen mit aufgebrachten Fans (Aktionären) hinter sich hat? Sie? Dann bewerben Sie sich doch umgehend mit einem tabellarischen Lebenslauf entweder hier oder gleich bei Yahoo

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Microsoft nennt weitere Details zu kostenpflichtigen Patches für Windows 10

Erstmals liegen Preise für Verbraucher vor. Sie zahlen weniger als Geschäftskunden. Dafür beschränkt Microsoft den…

6 Stunden ago

Microsoft verschiebt erneut Copilot Recall

Die Entwickler arbeiten noch an weiteren „Verfeinerungen“. Windows Insider erhalten nun wohl eine erste Vorschau…

1 Tag ago

GenKI im Job: Mitarbeitende schaffen Tatsachen

Laut Bitkom-Umfrage werden in jedem dritten Unternehmen in Deutschland private KI-Zugänge genutzt. Tendenz steigend.

1 Tag ago

97 Prozent der Großunternehmen melden Cyber-Vorfälle

2023 erlitten neun von zehn Unternehmen in der DACH-Region Umsatzverluste und Kurseinbrüche in Folge von…

1 Tag ago

„Pacific Rim“-Report: riesiges, gegnerisches Angriffs-Ökosystem

Der Report „Pacific Rim“ von Sophos beschreibt Katz-und-Maus-Spiel aus Angriffs- und Verteidigungsoperationen mit staatlich unterstützten…

1 Tag ago

DeepL setzt erstmals auf NVIDIA DGX SuperPOD mit DGX GB200-Systemen

NVIDIA DGX SuperPOD soll voraussichtlich Mitte 2025 in Betrieb genommen und für Forschungsberechnungen genutzt werden.

1 Tag ago