Google hat Lively, seinen experimentellen Ausflug in den Bereich virtueller Welten, nach nur ein paar Monaten wieder beendet: Was sagt uns das über virtuelle Welten allgemein?
Der amerikanische ZDNet-Autor Larry Dignan hat kürzlich bei einer Konferenz der New York Software Industry Association viel Zeit mit dem Thema verbracht. Dort wurde hauptsächlich darüber gefachsimpelt, wie sich Social Networks, Wikis, Twitter und andere Tools in Unternehmen nutzbringend einsetzen lassen – die Hälfte der Diskussionsteilnehmer waren übrigens Leute, deren Firma die Facebook-Nutzung unterbindet. Aber das wäre eine andere Geschichte…
In den Diskussionen ging es aber natürlich auch um virtuelle Welten. Etwa um die Frage: Lohnt es sich, in virtuellen Meetingräumen ein Treffen von Avataren zu arrangieren, um so Reisekosten einzusparen? Als Vorbild wurde SAP genannt: Die Vertriebsmannschaft des Softwareriesen trifft sich angeblich in einer virtuellen Welt, was dem Unternehmen viel Geld spart.
Einwände, wie sie auch in diesem Blog schon vorgebracht wurden, dass es zwar mit Sicherheit gewisse Anwendungsfälle in Unternehmen gibt, dass der Durchbruch virtueller Welten auf breiter Front aber derzeit nicht in Sicht ist, wollte in New York aber niemand hören.
Auch die Frage, warum man einen Avatar das Business erledigen lassen sollte, wenn man das in naher Zukunft über die immer günstiger werdenden Telepresence-Systeme auch in eigener Person und ohne zu reisen tun kann, wurde als unangenehmen und nicht zum Thema gehörig empfunden.
Google, immerhin ein Unternehmen, dass seine Angestellten ausdrücklich zum Experimentieren auffordert, wird sie sich jedoch gestellt haben. Und dass der sonst auf jeder Hochzeit tanzende Internetgigant gerade diese Party verlässt, bevor sie überhaupt richtig angefangen hat, sagt doch sehr viel.
Die virtuellen Welten, die uns heute zur Verfügung stehen, sind einfach nicht gut genug für die in Unternehmen anfallenden Aufgaben. Für Schüler, Studenten und andere Menschen mit viel Zeit ist so etwas sicherlich ein nette Unterhaltung. Im Geschäftsleben sieht das anders aus.
Stellen Sie sich doch einfach einmal vor, Ihr Boss schickt Ihnen eine E-Mail oder eine Instant Message mit folgendem Text: „Hallo, ich muss fünf Mitarbeiter entlassen und Dein Budget um ein Viertel kürzen. Ich freue mich auf das Meeting mit Deinem hasenohrigen, lilahaarigen Avatar im virtuellen Meetingraum, um die Sache im Detail zu besprechen.“ Cool? Oder doch nicht?
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