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Zurück in die Zukunft: der CeBIT-Rückblick 2009

Nicht mal mehr 50 Tage bis zum Start der CeBIT 2009, also höchste Zeit, in die Kristallkugel zu schauen. Aber irgendetwas ist diesmal schief gelaufen. Entweder liegt es daran, dass die Messe eine Woche früher beginnt, oder der Praktikant hat die Kristallkugel zu fleißig poliert: Dieses Jahr zeigte uns das Wundergerät keinen Ausblick auf die Messe, sondern bereits die Bilanz. Uns blieb nichts anders übrig, als mitzuschreiben. Also, was gab es Neues auf der CeBIT 2009, was waren die Highlights?

Zwar musste man auch dieses Jahr in Hannover wieder einen leichten Ausstellerrückgang verzeichnen, und es kamen noch etwas weniger Besucher als im Jahr zuvor, dennoch stellte Messechef Raue bereits in seiner Halbzeitbilanz stolz fest, dass die „nach wie vor weltweit größte IT-Messe“ wieder einmal Trends setzen und Perspektiven aufzeigen konnte.

Bundeskanzlerin Merkel wies in ihrer Ansprache vor ihrem viel beachteten Messerundgang nachdrücklich darauf hin, dass die IT-Branche trotz schwerer Rahmenbedingungen weiterhin „ein wichtiger Motor der wirtschaftlichen Entwicklung“ sei. Dennoch sehe sich die Bundesregierung derzeit weder in der Lage Qimonda zu kaufen noch sächsische Chipfabriken zu erwerben, man konzentriere sich 2009 ganz auf das Kerngeschäft, und das seien nun einmal Bankenübernahmen.

Nicht zu unterschätzen ist nach Merkels Aussagen jedoch der Beitrag, den Informationstechnologie zum Klimaschutz leisten kann: „Nicht nur durch stromsparende Rechner, auch durch neue Möglichkeiten der Kommunikation und der weltweiten Zusammenarbeit trägt die Informationstechnologie in steigendem Maße dazu bei, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und die von der Politik gesteckten Klimaziele zu erfüllen.“ Die Kanzlerin sah zudem gerade für Deutschland als Exportnation in der Verbindung von Know-how in grünen Technologien und IT Chancen auf dem Weltmarkt.

Unter dem Motto „Hasta la vista, Krise“ machte auch Arnold Schwarzenegger, Gouverneur von Kalifornien, dem diesjährigen Partnerland der Messe, bei seinem Kurzaufenthalt in Hannover der Branche Mut: Gerade in Krisenzeiten zeige sich der Wert moderner IT für Unternehmen, und gerade in Krisenzeiten seien Investitionen in IT bitter notwendig. Ohne sie seien die Kosteneinsparungsziele der Unternehmen nicht erreichbar. Als beeindruckendes Beispiel dafür nannte der Politiker das noch in den letzten Amtstagen von Präsident Bush auf den Weg gebrachte Verteidigungsprojekt Skynet: Es erlaube es der US-Regierung schon bald, den Personalbestand der Armee – insbesondere bei den Bodentruppen, aber auch bei der Marine – um bis zu zwei Drittel zu reduzieren. Und all das, ohne langfristig Einbußen bei der Sicherheit hinnehmen zu müssen.

Aber es gab auch wieder Skandale und unschöne Zwischentöne: So beschlagnahmte der Zoll bereits am ersten Messetag in Halle 18 und in Halle 25 sämtliche Exponate von rund einem Dutzend asiatischer Hersteller. Ihnen wurde wahrscheinlich zu Recht die eklatante Verletzung des Gebrauchsmusterschutzes bei MP3-Playern, iPod-Accessoire und USB-Sticks vorgeworfen. Erhebliche Geschmacksmusterverirrungen an den Nachbarständen der von den Razzien betroffenen Hersteller ahndeten die Behörden dagegen nicht: Dort waren dieses Jahr in Plüschtiere oder 3D-Comicfiguren integrierte MP3-Player der Renner. Unschöne Vorwürfe, manch eine Ordnungshüterin sei selbst mit solche einem Gerät gesehen worden, erwiesen sich im Nachhinein als haltlos.

Die Themenschwerpunkte der CeBIT – Security, Open Source, RFID und Green-IT – fanden beim Fachpublikum reichlich Anklang. Das Gros des Laufpublikums bemerkte jedoch den Umzug der Security-Anbieter von Halle 6 in die Halle 11 erst spät. Aber glücklicherweise nicht zu spät: „Wir konnten auch dieses Jahr wieder alle Taschen an ein hochinteressiertes Fachpublikum verteilen“, berichtet der Sprecher eines bedeutenden europäischen Antiviren-Anbieters.

Vom Hallentausch profitiert hat eindeutig der statt der Security-Solution-Area dieses Jahr in Halle 6 strategisch günstig angesiedelte „Job + Carreer Market“: Nachdem angesichts des Fehlens der stets laut und attraktiv um Aufmerksamkeit werbenden Sicherheitsanbieter bei den hoffnungsfrohen, jungen und dynamischen Messebesuchern anfänglich lange Gesichter vorherrschten, konnte schließlich der eine oder andere doch mit einem Ausbildungsplatz versorgt werden. Besonders beliebt waren die Workshops „So binde ich mir einen Schlips“ und „Gehaltsverhandlungen für Anfänger“.

Auch der Open-Source-Beauftragte der CeBIT blickte zufrieden auf das gewachsene Interesse der Unternehmen an quelloffenen Standard-Software-Lösungen zurück. Er sah es als Indiz dafür, dass sich Open Source nun endgültig als ernst zu nehmende Konkurrenz etabliert habe. Sven-Michael Prüser, Geschäftsbereichsleiter der CeBIT und zuständig für den „AutoID/RFID Solutions Park“ in Halle 7, versandte übrigens ein wortwörtlich gleich lautendes Abschlusskommuniqué, in dem mittels „Suchen + Ersetzen“ lediglich „Open Source“ durch „RFID“ ausgetauscht worden war: auch das ein Zeichen für die insgesamt harmonische Aufbruchsstimmung in Hannover.

Der deutlich vergrößerte und von viel Prominenz besuchte Green-IT-Bereich in Halle 8, „habe deutliche Akzente gegen die Klimakatastrophe gesetzt“, so Messechef Raue. In der Tat: Kaum einer der großen IT-Konzerne ließ es sich nehmen, der Welt zu zeigen, wie umweltfreundlich er fertigt, verpackt, verschickt und recycelt. Außerdem überboten sich die Branchengrößen mit Angaben zur Höhe der prozentualen Einsparungen durch effizientere Infrastrukturen und Server-Virtualisierung in ihren Rechenzentren, durch energiesparende Bürogebäude und der dank Tele- und Videokonferenzen oder neuartigen Kollaborationslösungen reduzierten Zahl der Geschäftsreisen. Zur Präsentation der Einsparungen begaben sich zahlreiche prominente IT-Leiter aus der ganzen Welt mit ihren Lear-Jets nach Hannover.

Den Höhepunkt hatten sie sich jedoch für den letzten Messetag aufgehoben: Da unterzeichneten die CIOs der 25 führenden Aussteller eine Klimacharta, in der sie sich verpflichteten, durch den Verzicht auf Bohnen, Erbsen, Linsen und Zwiebeln in ihrem Ernährungsplan den persönlichen Ausstoß klimawirksamer Gase, insbesondere den von Methan, nochmals um 0,3 Prozent zu reduzieren.

ZDNet.de Redaktion

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