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Google spart nicht, sondern bereinigt sein Portfolio

„Die Wirtschaftskrise zwingt nun auch Google zum Sparen“  – das ist zumindest der Tenor der Berichterstattung über die Ankündigung des Suchmaschinenriesen, einige seiner Dienste einzustellen. Wobei: Überraschend kommt sie nicht, den ersten Hinweis gab es schon im Dezember letzten Jahres nach einem Interview von Google-Chef Eric Schmidt mit dem Wall Street Journal.

Vergangene Woche folgten der Ankündigung erste Taten: Dodgeball, Jaiku, Video, Catalogs, Notebook und Mashup Editor gehen den Weg alles Irdischen und verschwinden aus dem Google-Universum. Aber hat das wirklich etwas mit Sparen zu tun? Wenn überhaupt, dann höchstens am Rande. Vor allem, weil viele dieser Angebote zumindest noch eine Weile online bleiben, beziehungsweise lediglich in ihrer Funktionalität eingeschränkt werden. Schauen wir uns die Dienste genauer an:

Dodgeball: Kennen Sie nicht? Kein Wunder, denn den Dienst gibt es nur in den USA und dort auch nur in 22 Städten. Er wurde 2005 von Google gekauft. Von all den hier besprochenen Diensten ist bei ihm am wenigsten klar, was Google damit wollte und warum er so grandios gescheitert ist. Fest steht lediglich, dass dessen Gründer und Entwickler Google 2007 verlassen haben. Schon damals bemängelten sie die mangelnde Unterstützung durch die Muttergesellschaft. Egal, denn nach ersten Erfolgen wurde Dodgeball sehr schnell von den Mitbewerbern abgehängt. Beispielsweise durch Loopt und vor allem Brightkite.

Jaiku: Einer der vielen Twitter-Clones. Von Google im Oktober 2007 gekauft, war es meines Erachtens nach niemals geplant, den Dienst weiterlaufen zu lassen. Seine Funktionalität wurde in die Google App Engine integriert. Jetzt, da dieser Prozess abgeschlossen ist, wird Jaiku auch nicht mehr benötigt. Case closed! Wer selbst einen Micro-Blogging-Dienst aufmachen will, der kann das jetzt also mit Hilfe von Google und der App Engine tun.

Google-Video: Mich wundert lediglich, dass es so lange gedauert hat. Das Ende war mit dem Kauf von YouTube im Jahr 2006 eigentlich abzusehen. Und schließlich verschwindet Google-Video nicht ganz. Es können lediglich keine neuen Videos mehr hochgeladen werden. Schade, denn im Gegensatz zu YouTube gab es dort keine Einschränkungen der Dauer der Videos.

Catalog Search: Ich wette, dass Sie diesen Dienst nicht kennen. Denn tatsächlich gibt es ihn schon lange nicht mehr, er fristete lediglich in den kaum zugänglichen Tiefen des Google-Universums sein Dasein und war eine Art Techdemo oder Experimentierwiese für Googles OCR-Technologie. Quasi als Vorbereitung für Book Search.

Notebook: Für mich ist das einer der interessantesten Dienste auf dieser Liste, auch wenn ich ihn nur ein- oder zweimal ausprobiert habe. Tatsächlich ist er weitgehend obsolet geworden, weil er sich mit mehreren anderen Google-Angeboten überschneidet. Beispielsweise mit Google Bookmarks (wobei unklar ist, inwiefern dieser Dienst angesichts del.icio.us oder Mister Wong überhaupt noch relevant ist). Überschneidungen gibt es zudem auch mit der Google-SearchWiki-Funktion. Außerdem sind da ja noch die guten alten Google-Docs und die Aufgaben in Google-Calender.

Mashup-Editor: Kam über eine frühe Einladungs-Beta nie hinaus. Mit der Entwicklung der Google App Engine ist dieser Dienst ebenfalls überflüssig geworden.

All das zeigt, dass es Google weniger darum geht, zu sparen, sondern vielmehr um eine mehr oder weniger geplante und folgerichtige Portfoliobereinigung. Die Blogosphäre spekuliert schon längst, was die nächsten Dienste sein werden, die daran glauben müssen. Auf der Liste stehen unter anderem der weitgehend gescheiterte Wikipedia-Konkurrent Knol, der Handy-Dienst Grand Central und die Produktdatenbank Google Base. Ich möchte dem noch Google Bookmarks hinzufügen.

ZDNet.de Redaktion

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