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Microsoft hat seine Mac Business Unit so nötig wie ein Loch im Strumpf

Vergangene Woche setzte das Herz vieler Mac-Fans einen Schlag lang aus, als sie sahen, dass der Mactopia-Bereich für mehrere Stunden von der Microsoft-Website verschwunden war. Wie sich nach der ersten Aufregung herausgestellt hat, war es einfach eine Panne – so etwas kommt ja mal vor. In einer reflexartigen und ziemlich vorhersehbaren Antwort auf die Anfrage des Bloggers Todd Bishop schrieb Microsoft:

„Obwohl die Gruppe einige Stellen gestrichen hat, wird sich das Wesen der MacBU nicht ändern. Wir sehen uns auch weiterhin in der Pflicht, in Bezug auf Produktivitätssoftware für den Mac Industriestandards zu setzen. Dazu sind wir mit der nächsten Version von Office für Mac auf einem guten Weg. Außerdem haben wir kürzlich eine Beta-Version von Entourage für Exchange Web Services veröffentlicht und werden bald eine private Beta von Microsoft Document Collaboration Companion vorstellen – beides Meilensteine unserer Produkt-Roadmap.“

Das ist ja alles ganz schön und gut. Betrachtet man die Angelegenheit aber einmal nüchtern und ohne Marketing-Blabla, dann hat Microsoft seine Macintosh Business Unit so nötig wie ein Loch im Strumpf.

Der geschätzte jährliche Umsatz des Bereiches (350 Millionen Dollar) fällt bei einem Gesamtumsatz des Unternehmens von rund 60,4 Milliarden wirklich nicht ins Gewicht. Microsoft hat derzeit schon genug Ärger damit, sein Brot-und-Butter-Geschäft – Windows und Office – auf dem gewohnt hohen Niveau zu halten. Vielleicht wäre die Zeit gekommen, ernsthaft darüber nachzudenken, ob es eine gute Idee ist, daneben auch noch eine Macintosh Business Unit zu pflegen.

Steve Ballmers aktenkundiger Drang, „Google zu killen„, geht in die falsche Richtung. Der CEO sollte sich lieber darauf konzentrieren, Apple zu killen. Es ist zwar gemein, hinterhältig und feige, gerade jetzt auf Apple herumzuhacken, wo der Chef krank ist und sich alle darüber Sorgen machen, ob die Firma als Anbieter von Luxusprodukten die wirtschaftlich stürmischen Zeiten überstehen kann. Aber so ist das in der Marktwirtschaft nun einmal.

Ja, ja, ich weiß: Microsoft hat im Januar 2006 Apple eine Fünf-Jahres-Zusage gemacht, Office und andere Produkte bis 2011 weiterzuentwicklen. Aber 2006 ist nicht 2009: Die Zeiten haben sich geändert. Microsoft kann es sich nicht mehr leisten, allen gefallen zu wollen, denn auch Microsoft ist nicht gegen die Wirtschaftsentwicklung immun – wie Ballmer selbst betonte. Erste Auswirkungen sind bereits sichtbar: Ein Großteil der Spieleentwicklung ist von Entlassungen bedroht und auch die Entwickler des Media-Players Zune müssen sich um ihre Jobs Sorgen machen.

Warum sollte Microsoft gerade die Macintosh Business Unit verschonen? Etwa weil sie im Gegensatz zu anderen profitabel ist? Das Argument zieht nicht, denn der Profit des kleinen Bereiches entsteht zu Lasten anderer. Die etwas mehr als 200 Angestellten könnten kreative Projekte in Angriff nehmen, um Windows und weitere Microsoft-Produkte zu verbessern. Derzeit machen sie Anwendern das Leben leichter, die eine Alternative zum Windows-Betriebssystem suchen, und helfen so Apple, seinen Marktanteil auszubauen. Wie viele Nutzer von Windows-Systemen verliert Microsoft jedes Jahr an Apple, weil es die gewohnte Office-Software auch auf dem Mac gibt? Ich weiß es nicht, ich würde aber sagen: viele.

Der Mac Business Unit den Hahn zuzudrehen würde Microsoft also helfen, Kosten zu sparen, und zu einer klaren Ausrichtung zurückzufinden. Außerdem würde es dem Konkurrenten Apple zumindest kurzfristig erheblichen Schaden zufügen.

Es hätte andererseits auch einen Nebeneffekt: Es würde Apple nämlich zwingen, seine Beziehung zur Open Source Community nochmal zu überdenken. Würde Microsoft seine Mac Business Unit über Bord werfen, sähe Apple sich wohl dazu gezwungen, die Freundschaft der Open Source Community zu suchen. Ein Schritt, der meiner Meinung nach längst überfällig ist. Was denken Sie – sollte Microsoft bei der Mac Business Unit die Notbremse ziehen, oder braucht Redmond diesen Luxus noch?

(ZDNet-Autor Jason Perlow)

ZDNet.de Redaktion

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