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Unnötige Aufregung um United Internet

„Ich woll’t ich wär ein Huhn, ich hätt‘ nicht viel zu tun. Ich legte vormittags ein Ei und nachmittags wär ich frei“, so tönt es seit dem Erfolg der Comedian Harmonists mit diesem Lied durch manch deutsches Büro. Eier legen Journalisten natürlich keine. In der Regel jedenfalls nicht. Manchmal aber schon. Die heißen dann aber nicht Eier, sondern Enten, genauer gesagt, Zeitungsenten.

Ein schönes Beispiel, dafür ist eine Meldung vom Freitag. Obwohl, Meldung ist schon fast zu viel gesagt. Richtiger wäre wohl ein Text .

Darin macht sich der Kollege ein paar Gedanken zum Telekommunikationsmarkt in Deutschland, zum Beispiel, dass es eigentlich ganz sinnvoll wäre, wenn sich der eine oder andere Anbieter etwas verstärken würde.

Zum Beispiel könnte Télefonica doch Telecom Italia dessen Tochter Hansenet abkaufen. Soweit ist das nicht wirklich revolutionär. Dass die einen einen Käufer suchen und die anderen nach Kunden ist eine Binsenweisheit.

Viel aufregender wird es auch nicht, denn weiter heißt es: „Der gleichen Geschäftslogik wie bei Hansenet folgt auch das Interesse der Telefónica an der United Internet AG in Montabaur, das ebenfalls aus mehreren Quellen bestätigt wird. … Ralph Dommermuth, der Vorstandsvorsitzende von United Internet, sträubt sich allerdings noch vehement gegen einen Verkauf des Unternehmens an die Spanier. Bisher ist es daher offenbar zu keinem Treffen von O2-Deutschlandchef Jaime Smith Basterra und Dommermuth gekommen, obwohl Basterra – wie kolportiert wird – wenn nötig sogar mit einem Hubschrauber in Montabaur angereist wäre.“ Offenbar wissen die Spanier nicht, dass Montabaur extra wegen 1&1 einen schicken Bahnhof bekommen hat (so sagt man wenigstens).

Die Börsianer witterten dahinter jedoch sofort den großen Coup, vielleicht auch angestachelt durch Berichte, die den FAZ-Text etwas freier interpretierten und gleich Vollzug meldeten. Wie auch immer, die Aktie schoss in wenigen Stunden um 15 Prozent in die Höhe. Wahrscheinlich etwas voreilig.

Wer Herrn Dommermuth kennt – und sei es nur aus Interviews in Zeitschriften – der weiß, dass dieser Mann nicht jedem x-beliebigen Spanier eine Landeerlaubnis für seinen Hubschrauber erteilt. Ganz zu schweigen von der Idee, einem noch nicht einmal persönlich vorstellig gewordenen Spanier in alles anderen als rosigen Zeiten sein Lebenswerk zum Schnäppchenpreis zu verhökern.

Aber nochmal zurück zur FAZ-Meldung. Übersetzen wir die für die Börsenmakler doch mal in einfaches Deutsch und übertragen es auf einen für sie besser verständlichen Zusammenhang, sagen wir mal, die Vorbereitungen für den Abschlussball der Tanzstunde.

Original: „Der gleichen Geschäftslogik wie bei Hansenet folgt auch das Interesse der Telefónica an der United Internet AG in Montabaur, das ebenfalls aus mehreren Quellen bestätigt wird. … Ralph Dommermuth, der Vorstandsvorsitzende von United Internet, sträubt sich allerdings noch vehement gegen einen Verkauf des Unternehmens.“

Übersetzung: „Jaime will beim Abschlussball auf keinen Fall blöd dastehen. Er hat Alice schon gefragt, ob sie seine Tanzpartnerin werden will, und ihr auch schon ein paar Mal Pralinen und Blumen geschickt, aber noch ist nichts entscheiden. Also schielt er gelegentlich schon mal zu Fräulein Montabaur hinüber. Das haben ein paar Klassenkameraden bemerkt. Sie haben es mir erzählt. Fräulein Montabaur denkt aber nicht im Traum daran, Jaime auch nur anzusehen.“

Das Lied vom Huhn geht übrigens noch weiter:

Ich wollt‘, ich wär‘ ein Hahn.
Dann würde nichts getan.
Ich legte überhaupt kein Ei
Und wär‘ die ganze Woche frei.
Dann lockt‘ mich auf der Welt
kein Ruhm mehr und kein Geld.
Ich setzt‘ mich in den Mist hinein
und säng‘ für mich allein.

ZDNet.de Redaktion

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