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Start frei für das IT-Monopoly

Erinnern Sie sich noch an die Monopoly-Abende in Ihrer Jugend: Badstraße? Kauf ich! Elisenstraße? Kauf ich! Berliner Straße? Her damit! Goethestraße? Gekauft! Und den Rathausplatz nehme ich natürlich auch. Zusatzsteuer, Einkommenssteuer und Gefängnis gehörten zwar auch dazu – alle drei waren jedoch ärgerlich, aber nicht wirklich ein Hindernis beim Aufbau eines Immobilienimperiums.

Ein IT-Imperium aufzubauen ist da schon schwerer. Cisco, als einer der Shopaholics der Branche, weiß ein Lied davon zu singen: So manche Übernahme eines vielversprechenden, aufstrebenden Unternehmens verlief einfach so im Sande. Oder fragen Sie mal Oracle, was aus all den Zukäufen geworden ist. Wenn Sie eine Antwort kriegen, dann bestimmt nicht am selben Tag.

Da wäre es doch viel einfacher, alteingesessene Firmen zu übernehmen, die jeder kennt. Insbesondere, wenn deren Börsenkurse – zu Recht oder zu Unrecht – im Keller sind. Außerdem, so mag sich mancher Börsenmakler denken, bringen ein paar verwegene Spekulationen wenigstens wieder mal ein bisschen Schwung in die Bude. Daher kommt inzwischen jeder, der jetzt noch ein bisschen Bargeld hat, als Käufer in Frage. Welche Firma er dann kauft, ist beinahe schon egal.

IBM kauft Sun? Warum nicht! Dell greift nach dem angeschlagenen Smartphone-Pionier Palm? Freilich! Oracle spekuliert auf Red Hat? Gekauft! Télefonica will sich 1&1 schnappen? Warum denn nicht? Microsoft verhandelt wieder mit Yahoo? Aber sicher!

Irgendein Analyst wird schon etwas dazu gesagt, irgendein Journalist wird es schon geschrieben, irgendein Blogger gepostet haben. Dass die viel zitierten „Kreise“ mit ihren Indiskretionen gegen so ziemlich alle Regeln und Auflagen verstoßen, denen börsennotierte Unternehmen unterliegen, ist dabei erst einmal nebensächlich. Hauptsache, es bewegt sich wieder was, Hauptsache, die Talfahrt der Aktienindizes ist erst einmal gebremst.

Eines sollte man aber nicht vergessen – und um daran zu denken, hilft oft ein kleiner Rückblick auf die Monopoly-Abende der Jugend: Mancher, der sich mit dem letzten Bargeld Lessingstraße, Nordbahnhof oder Parkstraße kaufte, konnte kurz darauf in der Poststraße die Miete für das Hotel des Mitspielers nicht mehr aufbringen. Denn das Spiel ist nicht schon in der nächsten Runde aus, sondern erst dann, wenn der Reichste keine Lust mehr hat – und das kann lange dauern.

ZDNet.de Redaktion

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