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Pay-TV-Piraterie: Bitte nur mit Original-Dreamboxen

Die Satellitenempfänger der Firma Dream Multimedia mit dem traumhaften Namen „Dreambox“ erfreuen sich großer Beliebtheit. Das liegt auf jeden Fall daran, dass sie unter Linux laufen. Open-Source-Boxen sind eine prima Sache.

Sie besitzen einen Ethernetanschluss und beherrschen Filesharing mittels SMB und NFS, so dass Filme direkt auf den heimischen PC aufgenommen und bei Bedarf auf DVD gebrannt werden können. Mit VLC lässt sich das Fernsehprogramm auch live auf jedem PC betrachten. Per Webinterface kann man schnell aus dem Internetcafé die Aufnahme einer Sendung veranlassen.

Darüber hinaus spielen sie MP3-Dateien ab, zeigen JPEG-Fotoshows, empfangen Internet-Radios und blenden ein Pop-up ein, wenn eine E-Mail eingeht. Für all das brauchen sie nur einen stromsparenden 250-MHz-Prozessor und 32 MByte RAM. Benutzer des Windows Media Center erblassen vor Neid, wenn die HDTV-Wiedergabe auf dem Quad-Core wieder einmal ruckelt.

Die von Premiere oder Kabel Deutschland zertifizierten beziehungsweise vertriebenen Boxen sind dagegen furchtbar langweilig. Sie lassen sich nur umständlich mit der Fernbedienung nutzen und verweigern gar die Aufnahme von Sendungen, die der Programmanbieter als kopiergeschützt kennzeichnet. Immerhin gehört „Fernsehen gucken“ zu den wenigen unterstützten Features.

Für die Linux-Boxen gibt es jede Menge Open-Source-Software. Sogar ein Webbrowser lässt sich installieren. Darüber hinaus kann man auch „nützliche“ Closed-Source-Programme im Internet bekommen. Deren Autoren halten den Sourcecode lieber geheim, denn die Programme dienen dazu, die Verschlüsselungssysteme der Anbieter, etwa NDS oder Nagravision, zu imitieren. Freilich kann man deswegen noch lange kein Pay-TV ohne Abonnement schauen. Das bleibt Leuten vorbehalten, die in der Lage sind, eine Suchmaschine zu bedienen, da man ansonsten keine gültigen Keys in eine Config-Datei eintragen kann.

Dream Multimedia ist ein wirklich vom Pech verfolgtes Unternehmen. Nicht genug damit, dass ihre schönen Open-Source-Boxen durch Hackerprogramme unbekannter Herkunft in Verruf gebracht werden. Nein, da tauchen im Januar 2008 auch noch illegale Nachbauten der Dreambox DM500-S auf. Jetzt muss man aber mal in die Offensive gehen.

Die Entwickler von Dream Multimedia sind nicht dumm. Leicht können sie herausfinden, dass die Nachbauten andere MAC-Adressen besitzen als die Originale. So berichtet der Online-Dienst Winfuture.de, dass eine neue Firmware die gefälschten Boxen an der MAC-Adresse erkennt und den Bootloader überschreibt. Alle Achtung, den Jungs steht eine große Karriere bei Apple in der Hackintosh-Bekämpfung bevor.

Ich will mir diese Firmware einmal anschauen. Vielleicht bin ich schneller und kann Steve Jobs das Konzept verkaufen. Doch mir fallen einige Ungereimtheiten auf. Die neueste Firmware ist vom 20. September 2006. Woher kennt die Firmware MAC-Adressen von Nachbauten, die erst 2008 aufgetaucht sind. Ich vergesse also Steve Jobs und versuche, die Wahrsagerin von Dream Multimedia ausfindig zu machen. Ich nehme mir fest vor, sie an meinem Lottogewinn nächsten Samstag fair mit einem Prozent zu beteiligen. So bin ich halt.

Meine weiteren Nachforschungen lassen den Lottotraum jedoch bald zerplatzen. Denn das Firmware-Image von Dream-Multimedia tut den Nachbauten gar nichts an. Allerdings gibt es eine bei Dreamboxbesitzern beliebte Website, die ein alternatives Firmware-Image anbietet. Das Image beinhaltet natürlich keine Pay-TV-Entschlüsselungssoftware. Die bekommt man erst automatisch heruntergeladen und fertig installiert, wenn man nach dem Aufspielen des Images die blaue Taste der Fernsteuerung drückt. Nur die Keys muss man sich wie gesagt selbst besorgen und eintragen.

Da muss die Frage erlaubt sein, wieso ausgerechnet die Betreiber dieser Website, die sich auf ihrer Homepage rühmen, das alternative Image „entwickelt“ zu haben, ein Interesse daran haben, Nachbauten der Dreambox 500 unbrauchbar zu machen. Die Antwort hat ein Forum-Admin auch gleich parat. Man habe von Dream Multimedia neue Treiber erhalten. Die seien wohl mit einer Zeitbombe ausgestattet gewesen. Man war selbst sehr überrascht, dass sich Nachbauten mit den Worten „Warning – clone box detected – system stop. Contact your dealer – adios amigo!“ verabschiedeten.

Mir kommt das spanisch vor: Neueste Treiber werden vom Hersteller gar nicht in die Original-Firmware eingepflegt, dafür aber regelmäßig an die Entwickler einer „Alternativsoftware“ übergeben. Ich zerbreche mir wahrscheinlich zu viel den Kopf darüber, ob ein Hersteller möglicherweise Pay-TV-Piraterie auf seinen Boxen aktiv duldet. Die haben ja gar keine Zeit für sowas und müssen ihre eigenen Produktpiraten jagen.

ZDNet.de Redaktion

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