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IT-Krimi: Sophos und die Detektive

Für Romankritiken sind wir eigentlich nicht zuständig. Aber es kommt ja auch selten vor, dass ein IT-Unternehmen einen Roman publiziert. Sophos hat nämlich jetzt den Krimi „Spam aus dem achten Stock“ als PDF und Hörbuch vorgelegt. Der Autor heißt Rainer Sauer, arbeitete aber nach einer Idee zweier Sophos-Mitarbeiter.

Weil wir erst einmal nicht recht wussten, was wir damit anfangen sollten, haben wir uns ein bisschen in die Materie Literaturkritik eingelesen. Und dabei festgestellt, dass schon in der Antike klar war, was solche Publikationen bewirken sollen: dem Leser nützen und ihn erfreuen.

Ok, wenn ein Softwarehersteller einen Roman schreiben lässt, kann sich jeder denken, dass der vermeintliche „Nutzen“ für den Leser ein wenig im Vordergrund steht. Und klar, endlich erfahren wir, wie cool manche Sophos-Mitarbeiter sind, nämlich speziell der Engländer Richard, der zwar nicht singen kann, aber an ein Seil gebunden Häuserwände runterrennt, der Spammer enttarnt und dessen trainierten Oberkörper die Blondine aus dem Sekretariat ausführlich bewundert.

(Ganz nebenbei, für die feministisch inspirierte Literaturwissenschaft könnte der Roman als Demonstrationsobjekt dienen. Die Macher sind alle Männer. Frauen machen nichts, höchstens Tee. Und dienen als Phishing-Opfer.)

Uns Normalos, die wir nicht bei Sophos tätig sind, bietet der Roman auch eine Identifikationsfigur an, den überarbeiteten IT-Manager Frank. Er ist für die Vernetzung einer Spedition zuständig, die Opfer eines Hackerangriffs wird. Franks Aufgabe im Roman: Er ruft den Sophos-Mann zu Hilfe und steht ihm bewundernd zur Seite. Ein klassischer Doktor Watson.

Wer aber denkt, „Spam aus dem achten Stock“ wäre ein Krimi alter Schule, irrt. Vielmehr entdecken wir auch Verweise auf Agentenfilme und Superheldencomics. Und genau das ist der Punkt, in dem der Sophos-Roman seine Leser auch erfreut. Denn hier gehen die Klischees so wild durch den Mixer, dass die Kombination wieder witzig wird.

Der Täter hinter der titelgebenden Spam-Attacke, den wir nicht verraten, wird übrigens gefasst. Gegen eine Wiederholung hilft die Installation einer Security-Appliance. Raten Sie mal, von welchem Hersteller. Und am Schluss erklärt der Detektiv seinem Assistenten, mit welchem Trick er ihn ausspioniert hat. Bei einem Bier.

Würden wir den Download also empfehlen? Warum nicht. Die sechsundvierzig Seiten sind schnell gelesen. Den didaktischen Zweck und die dick aufgetragenen Klischees überdeckt Ironie. Und schließlich liest doch jeder gern Romane, in denen Frauen schlecht wegkommen und die mit einem Bierglas in der Hand enden.

Bevor wir zur gewohnten IT-Berichterstattung zurückgeben: Vielen Dank an Sophos! Wir wollten schon immer mal Reich-Ranicki spielen. Der IT-Krimi war ein prima Anlass. Aber wegen uns muss das Experiment nicht unbedingt wiederholt werden.

ZDNet.de Redaktion

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