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Wie man aus Spam Geld macht

Spammer führen bekanntlich ein sorgenfreies Leben. Mindestens 10.000 Dollar netto steuerfrei verdient der durchschnittliche Spammer, wenn man Seite 23 des IT-Krimis Spam aus dem achten Stock von Sophos Glauben schenkt. Wozu also noch auf ehrliche Art Geld verdienen, wenn sich das in den Zeiten der Finanzkrise ohnehin kaum noch lohnt?

Klar, als CEO einer Bank hätte ich bis vor kurzem noch mehr verdient. Aber der Job ist ja nicht krisensicher. Als Spammer hingegen wird mir die Bundesregierung das Gehalt kaum auf 500.000 Euro pro Jahr begrenzen. Spamming ist das wahre Paradies. Die Zombie-Computer meines Botnetzes arbeiten sogar am Wochenende und ziehen nicht demonstrierend durch die Innenstadt und fordern die 35-Stunden-Woche. Kosten habe ich nur für meinen chinesischen Proxy, der mich vor meiner Entdeckung schützt.

Ausgerechnet die Berkeley-Universität, an der so viel Technologie entwickelt wurde, ohne die das Internet nicht funktionieren könnte, lässt jetzt meinen Traum wie eine Seifenblase zerplatzen. Offensichtlich glaubt man dort, bereits alles erfunden zu haben, und wendet sich jetzt anderen Forschungsbereichen zu.

So kaperten die Wissenschaftler gemeinsam mit ihren Kollegen aus San Diego einfach das Storm-Botnetz, wie die BBC berichtet. Anstatt die Zombie-Computer wieder in nützliche PCs zurückzuverwandeln, machten sie sich 26 Tage daran, stattliche 350 Millionen E-Mails durch die Welt zu senden. Dabei boten sie Potenzmittel an, forderten zur Sammelklage gegen den Hersteller eines Bluthochdruckpräparats auf und versprachen Doktortitel für alle.

10.000 Dollar am Tag verdienten sie dabei nicht, denn insgesamt antworteten nur 28 Leute. Das bedeutet eine Antwort pro 12,5 Millionen E-Mails. In Geld ausgedrückt wären 2731,88 Dollar in 26 Tagen in die Kassen der Forscher geflossen.

Auch wenn davon eine vierköpfige Familie bequem ernähren lässt, so ist es doch aus mit dem glamourösen Klischee von Spam-Gangs, deren Hauptbeschäftigung darin liegt, am Strand von Miami Beach ihr Geld zu wiegen.

Wenn ich so richtig darüber nachdenke, hätte man sich die Studie auch sparen können. Ich kenne wirklich niemanden, der in den letzten Jahren auf Spam reingefallen ist. Immerhin erklärt sie, warum das Storm-Botnetz in den letzten Monaten einfach brach liegt und nun im Dienste der Wissenschaft Müll versendet: Spam lohnt sich kaum noch.

Da muss natürlich die Frage gestellt werden, ob sich die vielen Millionen Dollar lohnen, die Unternehmen in die Spambekämpfung investieren. Mein US-Kollege Adrian Kingsley-Hughes hat eine bessere Idee: Man findet einfach die 28 Leute, die noch auf Spam hereinfallen, und nimmt ihnen die Computer weg. Dann ist das Spamproblem von heute auf morgen erledigt.

ZDNet.de Redaktion

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