Experten-Interview: Wie Firmen mit Geschenken Geld verdienen

ZDNet: Sie vergleichen das so entstandene duale Wirtschaftsmodell mit den herkömmlichen Medien und ihrer zweigleisigen Strategie: Die gedruckte Ausgabe kostet etwas, der Online-Auftritt ist kostenlos.

Anderson: In der digitalen Welt gibt es zwei Geschäftsmodelle, die um den zentralen Begriff „gratis“ herum aufgebaut sind: Was die Medien heute verfolgen, ist der in Ihrer Frage beschriebene „Markt mit zwei Seiten“. Das andere nenne ich das „Freemium“-Modell. Es bedeutet, dass zwei Versionen eines Produktes angeboten werden – eine kostenlose (free) und eine kostenpflichtige (Premium). Ich denke, dass das gängigste Modell der Gratis-Wirtschaft bisher das von den Medien verfolgt ist, sich aber zum „Freemium“-Modell hin entwickeln wird.

ZDNet: In der Gratis-Wirtschaft zählen die Bewertung durch Nutzer, Kunden oder andere am Prozess Beteiligte und die Beliebtheit innerhalb dieser Kreise. Wie lässt sich dass in bare Münze umwandeln?

Anderson: Es gibt bereits zahlreiche Messlatten für die Reputation: Bei Twitter sind es die sogenannten „Followers“, bei Facebook die „Freunde“, bei Ebay die Sternchen. In Online-Spielen ist es der Level, in dem sich jemand bewegt, und bei Websites die Zahl der anderen Websites, die darauf verlinken. Jedes Bewertungssystem stellt eine eigene Wirtschaftswelt dar. Es gibt alsso zahllose parallele Wirtschaftswelten, und jede davon sucht nach einer Möglichkeit, ihre Währung in die der Geld-Wirtschaft zu tauschen.

Für die „Link-Wirtschaft“ wurde das Problem gelöst – die Währung heißt Pagerank. Diesen können wir in gute Platzierung bei Suchmaschinen umtauschen, die uns Traffic auf der Website bringen, der wiederum gute Bezahlung für Anzeigen bringt.

Die erste Aufgabe ist es, eine funktionierende Bewertungswirtschaft aufzubauen. Beiepielsweise bei Digg, Twitter oder Facebook wurde diese Aufgabe erfolgreich gelöst. Die zweite Aufgabe ist es, den passenden Mechanismus zu finden, um die Maschinerie der Währungskonversion in Gang zu setzen. Das haben Digg, Twitter und Facebook noch vor sich. Wirklich kreativ in dieser Hinsicht waren etwa das Experimentieren von Silicon Alley Insider mit Crowdsourcing.

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ZDNet.de Redaktion

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