Die Münchener IT-Messe Systems befand sich seit dem Jahr 2000 im Sinkflug: Die Spirale aus sinkenden Besucherzahlen, rückläufigen Ausstellerzahlen und abnehmendem Interesse sowohl bei Medien als auch deren Lesern drehte sich immer schneller. Da halfen auch viele unterschiedlich geartete Rettungsversuche nichts mehr: Ob nun „Areas“ eingerichtet, begleitende Konferenzen ins Leben gerufen oder neue Konzepte angekündigt wurden – letztendlich blieb die Messe eine Messe.
Aber genau das sei nicht mehr gefragt gewesen, bilanziert Kurt Schraudy, Leiter Neue Technologien der Messe München, rückblickend. Und es sei nicht allein ein Problem der Messe München: Wo stünden denn Exponet, Orbit, die Mailänder SMAU und sogar die einst stolze amerikanische Technologiemesse Comdex heute? Vom Winde verweht oder in der Bedeutungslosigkeit versunken. Warum? Weil sich das Konzept der Messe als solches – zumindest in der IT-Branche – überlebt habe.
Ganz unrecht hat Schraudy damit nicht – auch wenn seine Grundsatzgedanken zu Messekonzepten natürlich nicht ganz zufällig mitten in der heißen Phase der CeBIT-Vorbereitungen geäußert werden. Sieht man sich die verbleibenden Messen an, so ist es heute tatsächlich äußerst selten, dass sich eine Menschenmenge andächtig um eine Vitrine versammelt, um mit offenen Mündern die neueste, revolutionäre Hardware des Herstellers X oder Anbieters Y zu betrachten.
Die Zeiten gab es – aber sie sind vorbei. Die durch das Internet beschleunigte Informationsverbreitung hat den Messen den Zauber genommen. Gibt es doch dort nichts zu sehen, was man nicht bereits zuvor in irgendeinem Medium in einer Bildergalerie hätte ausführlich bewundern können – angefangen beim Apple-Zubehör bis zur WLAN-Ausrüstung. Und die am verzweifeltsten um das eigene Überlebenden kämpfenden Medien machen auch vor ausführlicher Berichterstattung über das Standpersonal in seinen oft abenteuerlich knappen Uniformen nicht halt. Also auch das kein Grund mehr, auf eine Messe zu gehen.
Warum besuchen die so verzweifelt gesuchten und von jedem Ausrichter so umworbenen Entscheider also heute noch eine Messe? Höchstens, um sich mit anderen zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und Kontakte zu knüpfen, meint Schraudy. Eine herkömmliche Messe mit ihrem Gedränge und dem lärmenden Werben der Aussteller um die Aufmerksamkeit der Besucher ist dafür aber nicht der richtige Platz – zumindest nicht, wenn es um Business-to-Business geht, um das große Geschäft also.
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