Ein bisschen Mitleid mit den ertappten Firmen kann man schon haben. Zwar haben viele sicherlich gewusst, was sie tun, aber es ist nicht auszuschließen, dass der eine oder andere selbst der Genarrte war. Dirk Lynen, Geschäftsführer des Gebrauchtsoftwarehändlers 2nd Soft, schlägt sich tagtäglich mit echten und falschen Zertifikaten auf Datenträgern und Verpackungen herum. Er weiß daher, wie schwer es ist, diese auseinanderzuhalten beziehungsweise überhaupt zu erkennen.
Seiner Meinung nach tragen auch die Hersteller einen Teil zur Verwirrung bei. Beispiel Microsoft: Von dessen Betriebssystemen gibt es allein fünf unterschiedliche Lizenzvarianten.
Um ihr Angebot echt aussehen zu lassen, nutzen Fälscher diese Vielfalt gerne aus. Außerdem machen sie sich die Unkenntnis vieler Käufer über weitere Spezialvarianten zunutze. Dazu gehört, dass sie Einzelkomponenten als angebliche „Lizenz“ tarnen.
So wird immer wieder der Eindruck erweckt, Schüler- und Studentenlizenzen, sogenannte Academic Editions, die ausschließlich für den Bildungsbereich lizenziert sind, oder NFR-Versionen (Not For Resale), wie sie beispielsweise Händler zu Testzwecken erhalten, seien Vollversionen, die jedermann nach seinem Bedarf nutzen könne. Weiter werden getarnte Update-Versionen als Vollversion verkauft. „Alle diese Manipulationsarten kommen gleichermaßen bei neuer und bei gebrauchter Software vor“, betont Lynen.
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