Schaut man sich in der Internetproviderlandschaft um, so muss man feststellen, dass die Provider ihren Kunden mittels DPI-Techniken bereits heute eine Menge Einschränkungen zumuten. T-Mobile greift beispielweise in den HTTP-Traffic ein, Kabel BW spielt "Oberlehrer" und implementiert diverse Portsperren, um die Benutzer vor sich selbst zu schützen.
Denkt man einen Schritt weiter, so kann plötzlich jede HTML-Seite mit vom Provider bestimmter Werbung bestückt werden. Das Abfangen und Verändern von IP-Traffic durch die Internet-Provider, wie es T-Mobile macht, muss dringend verboten werden. Auch wenn T-Mobile keine unlauteren Absichten damit verfolgt. Es muss schlicht und einfach ausreichen, dass T-Mobile eine HTML- und Bilderkompression auf einer Serviceseite anbietet, ohne diese dem Benutzer zwangsweise unterzuschieben.
Das gleiche gilt für Kabel BW. Auch Kabel BW könnte auf einer Konfigurationsseite seine Portsperrdienste auf freiwilliger Basis anbieten. Sogar eine Default-Portsperre mit Opt-Out-Möglichkeit wäre durchaus vertretbar. Unerfahrene User wären geschützt, Power-User hätten alle Freiheiten, die einen vollwertigen Internet-Anschluss ausmachen.
Während die Festnetzanbieter von Internetanschlüssen noch recht moderat vorgehen, verhalten sich die deutschen Mobilfunk-Anbieter sehr aggressiv und haben das Wort Netzneutralität offensichtlich noch nie gehört. Unverblümt untersagen sie Instant Messaging und VoIP-Gespräche. T-Mobile verbietet darüber hinaus eine VPN-Nutzung, die das VoIP- und SMS-Verbot aushebeln könnte.
Spätestens bei diesem Verhalten wird klar, dass der Gesetzgeber mit einem "Netzneutralitätsgesetz" gefordert ist. Dabei reicht es nicht aus, Internetanbietern zu untersagen, einzelne Dienste zu sperren – auch die künstliche Verlangsamung bestimmter Dienste sollte verboten werden. Alle Pakete müssen mit der gleichen Priorität weitergeleitet werden. DPI-Technologien lassen sich beispielsweise leicht dazu einsetzen, VoIP-Pakete so lange zu verzögern und in der Reihenfolge zu vertauschen, bis das Gespräch unverständlich ist, ohne dass der Nettodurchsatz in Byte/s sinkt.
Neueste Kommentare
3 Kommentare zu Lauschangriff DPI: So hören die Provider ihre Kunden ab
Kommentar hinzufügenVielen Dank für Ihren Kommentar.
Ihr Kommentar wurde gespeichert und wartet auf Moderation.
Vielen Dank!
Für den Informativen Artikel.
Eine Frage drängt sich mir aber auf:
Kann man mit VPN Diensten (z.B. icavy) die DPI umgehen?
Eigentlich sollten doch die Pakete zwischen VPN Server und meinem Rechner verschlüsselt übertragen werden…
Viele Grüsse
Toxo
Fehler auf Seite 3
"Ein Beispiel für eklatante Verstöße gegen die Netzneutralität geben die vier Mobilfunkanwender in Deutschland"
Es müsste wohl Mobilfunkanbieter heißen.
AW: Fehler auf Seite 3
Sie haben natürlich Recht. Danke für den Hinweis! Die Redaktion