ZDNet: Ihre Marketingleute betonen immer wieder, dass VS2010 die „Verwaltung des Anwendungslebenszyklus von Architekten über Entwickler, Projektmanager bis hin zu Anwendungstestern demokratisieren“ wird. Was kann man sich darunter vorstellen?
Carter: Im Bereich Informationsbereitstellung und Transparenz gibt es erhebliche Verbesserungen. Wir haben uns sehr intensiv mit dem Problem nicht reproduzierbarer Fehler beschäftigt. Was passiert, wenn ein Tester vergeblich versucht, gemeldete Fehler zu replizieren? Ein neues Test-Tool bietet jetzt dem Entwickler die Möglichkeit, eine Videoaufzeichnung des Bildschirms mit der Fehlermeldung anzusehen. Gleichzeitig kann er auch Informationen zum Debugging-Verlauf und zum Gerätestatus zum Zeitpunkt des Fehlers einsehen. Barrieren herabzusetzen und sicherzustellen, dass allen die gleichen Informationen zur Verfügung stehen, steigert den Teamgeist und das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Darin besteht unserem Verständnis nach die Demokratisierung.
ZDNet: Es heißt, die Architektur von Visual Studio Team System (VSTS) 2010 soll auch Anwender außerhalb des technischen Bereichs in den Modellierungsprozess einbinden, um Geschäfts- und Systemfunktionen zu definieren. Wie können die Verantwortlichen verschiedener Geschäftsbereiche die Kontrolle über ihre spezifischen Anforderungen behalten?
Carter: Transparenz ist hier das A und O. Mit VSTS wollen wir Geschäftsanwendern sämtliche Reporting-Funktionen und Unternehmensinformationen zu Verfügung stellen, um den Status eines Projekts zu verfolgen. Wenn die Anwender auf diese Reporting-Funktionen mittels vertrauter Tools wie Excel oder Outlook zugreifen können, dann ist das eine erhebliche Verbesserung.
ZDNet: Ihre nächsten Windows-Azure-Tools sind auf die Entwicklung im Bereich Cloud Computing ausgerichtet. Wie sieht das in der Praxis aus?
Zander: Wir wollen, dass Entwickler für die Cloud auf all ihre Kenntnisse in der .NET-Programmierung zurückgreifen können. Es wird ein neues Sicherheitsmodell auf Sandbox-Basis geben, ähnlich wie damals beim ASP.NET-Framework für Webanwendungen. Die Erfahrungen mit dieser Technologie werden auch Azure beim Cloud Computing zugute kommen.
Carter: Das besondere an Azure ist, dass es allen Visual-Studio-Entwicklern sehr vertraut sein wird. Denn das Programmiermodell ist in beiden Fällen das gleiche. Deshalb hoffen wir, dass die Entwickler die Bewegung hin zum Cloud Computing als ganz natürliche Entwicklung betrachten.
ZDNet: Welche Ihrer Tools helfen Entwicklern bei den Methoden und Verfahren, die laut Chip-Herstellern bei der Multicore-Verarbeitung nötig sind?
Zander: Was VS2010 und Parallel Computing anbelangt, gibt es einige neue Bibliotheken. Sie wurden eigens dafür erstellt, Entwicklern das Schreiben parallelen Codes zu ermöglichen. Da haben wir einmal eine neue Laufzeitumgebung, die sogenannte Concurrency Runtime. Damit kann ein Entwickler sämtliche Prozessorkerne nutzen, die auf dem Rechner vorhanden sind. Außerdem werden die Werkzeuge von VS2010 so verbessert, dass sowohl der Debugger als auch der Profiler sämtliche Zusatzaufgaben, die für den Prozessor einplant sind, nachverfolgen und die Ausführung überprüfen können.
ZDNet: Die neuen Produkte sollen ja auch besonders für Webentwickler interessant sein. Was gibt es, abgesehen von der erwarteten vollständigen Silverlight-Unterstützung, Neues?
Zander: Selbstverständlich beschränkt es sich nicht auf die Silverlight-Unterstützung. Aber da wir uns Version 3.0 nähern, ist das sehr wichtig. Mit den neuen Produkten kommen auch neue MVC-Muster (Model-View-Controller) hinzu. Und VS2010 beinhaltet auch die Javascript-Bibliothek jQuery, einschließlich kompletter Intellisense-Unterstützung für Auto-Complete-Funktionen.
ZDNet: Die Test- und Debugging-Funktionen von VSTS 2010 werden als Blackbox-Rekorder bezeichnet, mit dem sich nicht reproduzierbare Bugs beseitigen lassen. Glauben Sie, dass Sie mit dieser Technologie – ganz nach dem Motto „Kehr zuerst vor deiner eigenen Tür!“ – Ihre eigenen Betaversionen verbessern werden?
Zander: Selbstverständlich. Eine der Präsentationen, die Stephanie Saad auf der PDC und der TechEd vorgestellt hat, zielte ganz speziell darauf ab. Sie dokumentierte sämtliche Fälle, bei denen Microsoft eben genau nach diesem Motto VS2010 und VSTS weiterentwickelt. Intern wird bei uns nach dieser Devise teamübergreifend gearbeitet. In der Microsoft-Office-Abteilung beispielsweise leisten Tausende von Entwicklern jeweils ihren Programmcode-Beitrag. Die Redewendung ist bei Microsoft mittlerweile sogar schon zum geflügelten Wort geworden und wird häufig verwendet. Und wir kommen gut damit zurecht.
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