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Was will Oracle mit Sun?

Rund 7,4 Milliarden Dollar wird Oracle der überraschende Schachzug kosten, Sun zu kaufen. Warum tut der Datenbankspezialist das? Nur um den unbequemen Mitbewerber MySQL vom Markt verschwinden zu lassen? Wohl kaum – obwohl ein bisschen etwas dran sein wird, sonst würde man das Thema in all den offiziellen Verlautbarungen nicht so weitläufig umgehen.

Die offizielle Begründung heißt „Java“. Das sei die wichtigste Software, die Oracle jemals erworben habe. Aber auch das wird nur die halbe Wahrheit sein: Sun wies im zweiten Quartal seines Geschäftsjahres 2009 Einnahmen in Höhe von 67 Millionen Dollar für Java aus. Bezahlt man dafür 7,4 Milliarden, also mehr als den hundertfachen Quartalsumsatz oder mehr als den 25-fachen Jahresumsatz? Wahrscheinlich nicht – obwohl bei den Lizenzeinnahmen mit einem ansehnlichen Wachstum zu rechnen ist. Was also will Oracle mit dem Kauf von Sun wirklich erreichen?

Oracle hat bereits im vergangenen Herbst in einer Kooperation mit HP, sein erstes Hardware-Produkt vorgestellt. Der „Exadata Storage Server“ ist auf die Datenbankanwendungen des Unternehmens abgestimmt und für den Betrieb von Data Warehouses konzipiert. So etwas könnte man jetzt öfter machen: Hard- und Software aus einer Hand, leistungsfähig und perfekt aufeinander abgestimmt.

In einer Telefonkonferenz mit Analysten teilte Ellison mit, Oracle habe bisher immer Marktführer übernommen – Peoplesoft, Hyperion und Siebel. Im Falle von Sun seien Java und Solaris die Schlüsselkomponenten. Java will Ellison, um die Grundlagen für die Oracle-Middelware, die darauf aufbaut, in der Hand zu haben. „Auf Solaris und Sparc laufen mehr Oracle-Datenbanken als auf jedem anderen System“, sagte Ellison. Übrigens: Linux ist die zweithäufigste Plattform. „Wir werden die Oracle-Datenbank und das Solaris-Betriebssystem zusammenschweißen“, kündigte er an.

In einer Mitteilung von Oracle wird das etwas weiter ausgeführt: „Oracle wird die einzige Firma sein, die ein integriertes System entwickeln kann – von der Anwendung bis zur Festplatte -, bei dem alle Bestandteile passen und zusammenarbeiten, so dass Kunden diese Aufgabe erspart bleibt.“ Kunden, so Oracle, würden davon profitieren, dass die Integrationskosten sinken, Performance, Zuverlässigkeit und Sicherheit würden dagegen steigen. Und ganz nebenbei gesagt würde sich die Konsolidierung der IT-Anbieter beschleunigen.

Was Oracle vorhat, klingt wie das, was Apple seit Jahren im Privatkundensegment erfolgreich praktiziert: Hardware und Software so zu integrieren, dass alles einfacher wird. Aber eben nicht austauschbar. Schafft Oracle das mit Sun, was es jetzt vollmundig ankündigt, ist es bald das „Apple für Firmen“. Brenzlig wird es dann bei Oracle-Kunden für Microsoft: Man weiß ja, wie gut sich Apple und Microsoft verstehen. Und man weiß auch, dass Sun und Microsoft wie Hund‘ und Katz‘ sind.

Für die Sun-Mitarbeiter wird – falls sie ihn in letzter Zeit noch hatten – der Spaß auf alle Fälle bald vorbei sein: Oracle-Präsidentin Safra Catz ist zuversichtlich, dass der Sun-Deal „bereits im ersten Jahr gemessen am Ertrag pro Aktie profitabler sein wird als die Übernahmen von BEA, PeopleSoft und Siebel zusammengenommen.“ Oracle werde, so Catz, „mit Sun wesentlich höhere Margen erzielen“, als das jetzt der Fall ist. Na ja: Schön wäre es für die Oracle-Aktionäre, denn derzeit schreibt Sun rote Zahlen.

ZDNet.de Redaktion

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