Die Zeiten, in denen Agenten und Spione noch selbst Wanzen und Mini-Cameras bei hochrangigen Staatsdienern anbrachten, sind offensichtlich vorbei, denn in jedem Büro steht heute mindestens ein Laptop. Das eingebaute Mikrofon gehört seit Jahren zur Standardausstattung. Eine Webcam ist nur bei hochwertigeren Modellen eingebaut. Was liegt näher, als fremde Regierungen auf diese Weise auszuspionieren. Hochsensible Dokumente von den Rechnern der Regierungsmitarbeiter gibt es gratis dazu.
Solche Szenarien sind keine Science-Fiction, sondern Realität. Die Software, die man dazu benötigt, heißt „Gh0st RAT“. Sie wurde jüngst auf insgesamt 1295 Rechnern in 105 Ländern entdeckt. Davon waren 397 PCs in Regierungsstellen wie Behörden oder Ministerien zu finden.
Dass der Trojaner überhaupt entdeckt wurde, ist Mitarbeitern des Dalai Lama zu verdanken, die sich vor etwa einem Jahr darüber beklagten, dass ihre Computer nicht ordnungsgemäß funktionierten. Für Menschen, die in der IT-Branche tätig sind, mag das noch nicht weiter verdächtig klingen, aber es war dennoch das erste Anzeichen dafür, dass irgendetwas nicht stimmte.
Nachdem anfangs die IT-Mitarbeiter der Tibetischen Exilregierung versucht hatten, den Problemen auf die Schliche zu kommen, wurde schließlich das Information-Warfare-Monitor-Konsortium (IWM) zur Hilfe gerufen. Die IWM-Spezialisten fanden schnell heraus, dass mehrere Computer tatsächlich mit Gh0st RAT infiziert waren, einem Abkömmling des berühmten Trojaners „Poison Ivy“.
Das IWM ist eine angesehene Organisation, die sich aus Wissenschaftlern der SecDev Group und des Citizen Lab am Munk Center for International Studies der Universität von Toronto zusammensetzt. Die Kompetenzen der Organisation erklären, warum sich die Tibetische Regierung an das IWM gewandt hat:
Die Tibetische Exilregierung beauftragte das IWM, da sie Cyber-Spionage-Attacken auf ihre Computer vermutete. Man stellte dabei nicht nur fest, dass es Spionageangriffe gegeben hatte, sondern noch weitaus mehr.
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