Exemplarisch durchexerziert: die Tücken des Handels auf Ebay

Aus all dem ergibt sich für Verkäufer eine ernüchterndes Bild: Ebay kann nahezu alles tun, was es will, und muss dazu in den meisten Fällen noch nicht einmal objektiv nachvollziehbare Begründungen liefern.

Zusätzlich setzen die Bewertungen Verkäufer unter erheblichen Druck: Selbst gegen ungerechtfertigte negative Bewertungen (etwa weil ein Käufer die Produktbeschreibung oder die Lieferbedingungen nicht richtig gelesen hat) können sie sich kaum wehren – zumal die Kommunikation mit dem Marktplatzbetreiber durch die Personaleinsparungen in der jüngeren Vergangenheit noch schwieriger geworden ist.

Zwar ist es im Sinne der Käufer lobenswert, dass Ebay die Messlatte für Verkäufer hoch legt. Auf die tatsächlichen Anforderungen und Gegebenheiten vieler Händler nimmt das aber keine Rücksicht. Beispielsweise ist es in vielen Bereichen heute einfach nicht mehr wirtschaftlich, große Mengen an Produkten zu bevorraten. Sie werden daher oft direkt vom Großhändler an den Endkunden versandt. Hält man sich an die Ebay-Vorgaben, ist das nicht möglich. Da aber nur wenige Kunden bereit sind, für weiche Faktoren wie Lieferfähigkeit mehr zu bezahlen, bleibt vielen Anbietern im Kampf um Umsätze und Neukunden nichts anderes übrig, als mitzuziehen und ein erhöhtes Risiko einzugehen.

Schließlich machen es die kaum vorhersagbaren Regeländerungen und die immer undurchsichtiger werdenden Kriterien, nach denen Produkte angezeigt werden, für Verkäufer schwierig, ihr Geschäft zu kalkulieren. Erhebliche kurzfristige Umsatzsteigerungen sind ebenso möglich wie dramatische Umsatzeinbrüche in kurzer Zeit. Beides kann schlimme Folgen haben: Kann der Händler die rasch gewachsene Kundenbasis nicht vollkommen zufriedenstellen, straft sie ihn mit schlechten Bewertungen ab. Bleiben die Umsätze wegen Sperrungen oder Konteneinschränkungen über Nacht plötzlich aus, wachsen ihm die Betriebskosten über den Kopf.

Dass Ebay versuchen muss, schwarze Schafe auszusortieren, ist klar. Dass es bei der riesigen Anzahl an Käufern und Verkäufern schwierig ist, auf jeden persönlich zuzugehen, ist auch verständlich. Dass Ebay mit harter Hand Sanktionen mit drastischen Folgen verhängt, ist dagegen nicht ohne weiteres einzusehen. Solange sich das nicht grundlegend ändert, bleibt Verkäufern nur eine Wahl: Sie müssen ihr Geschäft bei Ebay so betreiben, dass es nur ein Zubrot zu ihren sonstigen Umsätzen ist – zur tragenden Säule darf es sich jedoch nicht entwickeln.

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ZDNet.de Redaktion

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